Kupferdiebe legen Windräder und Solarparks lahm

In Sachsen-Anhalt musste vor Tagen das SEK ausrücken, weil Kupferdiebe in einem Windpark am Werk waren. Einsätze wegen Kupferdiebstahls in Wind- und Solarparks gehören zunehmend zum Polizei-Alltag.

Wovon Kupferdiebe träumen Solar- und Windanlagen zunemend Zielobjekt für Langfinger (Łukasz Klepaczewski/Pixabay)
Wovon Kupferdiebe träumen Solar- und Windanlagen zunemend Zielobjekt für Langfinger (Łukasz Klepaczewski/Pixabay)

Bei dem Alarm im sachsen-anhaltinischen Gröbers kamen sogar Kletterspezialisten zum Einsatz. Die SEK-Leute seilten sich in 150 Höhe ab, um zwei Windkraftanlagen zu durchsuchen. Einer der mutmaßlichen Kupferdiebe wurde in einem am Ort geparkten Auto festgenommen. Ein weiterer Verdächtiger floh. Diebesgut fanden die Sondereinsatzkräfte nicht.

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In Sachsen-Anhalt wie in anderen Bundesländern hatten Langfinger in den vergangenen Monaten mehrfach Kupferkabel aus Windkraftanlagen geklaut. So war es im Landkreis Börde, unweit von Magdeburg, Dieben gelungen, zwei Tonnen Kupferkabel zu demontieren. Sie waren dafür in den Windtürmen 70 Meter hoch geklettert, hatten vier Kilometer Kabel abschnittweise abgetrennt und dabei auch einen Trafo beschädigt. Der Schaden betrug über 50 000 Euro. In der Nähe von Aachen legten Einbrecher gleich vier Windräder durch die Demontage von insgesamt 1 800 Meter Kupferkabel lahm.

Die Preise am Kupfermarkt haben sich in den vergangenen drei Jahren auf rund 9 000 Euro pro Tonne fast verdoppelt. Für Kupferkabel zahlen Schrotthändler zurzeit bis zu fünf Euro pro Kilogramm. Mit den Preisen gingen die Fallzahlen im Kupfer- und Komponentenklau nach oben. So kam es in Sachsen allein im Solarbereich im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres zu 34 Fällen dieser Art. Noch 2021 hatte es im gesamten Kalenderjahr nur 27 Fälle gegeben.

Brutales Vorgehen

Die Täter sind meist bandenmäßig organisiert und verfügen häufig über Fachkenntnisse und Spezialwerkzeug. Sie kennen keine Rücksicht – weder auf sich, noch auf andere. Bei dem Diebstahl in Börde hatten die Diebe ein Kabel, das unter Strom stand durchtrennt. Ein Täter hat sich, so vermutet die Staatsanwaltschaft, dabei verletzt. In einem Fall, der sich erst gestern im niedersächsischen Bergen zutrug, hatten die Diebe Gasrohre beschädigt. Nur durch die Aufmerksamkeit einer Anwohnerin wurde eine Explosion verhindert. Die Polizei evakuierte mehrere Häuser.

Zunehmend vergreifen sich Kupferdiebe auch an Ladesäulen – wie vor wenigen Tagen auf einem Aldi-Parkplatz in Köln. Aus Ladesäulen können Täter zwar keine Tonnen Kabel erbeuten. Aber zum Abschneiden der Ladekabel braucht es nur Sekunden und für den Abtransport keine aufwändige Logistik.

Gerne auch Komponenten

Anlagen für Erneuerbare sind auch deshalb bei den Buntmetallbanden beliebt, weil Wind- und Solarparks oft einsam in Wald und Flur liegen. Neben Kupferkabel stehlen die Banden auch Teile wie Wechselrichter oder ganze Solarmodule. So wurden im Landkreis Wunsiedel 114 Module von einer Baustelle gestohlen. Im bayrischen Oberstreu klaute eine Kupfergang 130 Module aus einem Park. Primitive Maschendrahtzäune halten die Täter schon lange nicht mehr ab. Die Polizei empfiehlt Doppelstabgittermattenzäune mit Unterkriech- und Übersteigschutz sowie Überwachungskameras. Komponenten sollten so angebracht sein, dass sie nur mit Spezialwerkzeug demontiert werden können.

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