Mehr als 30 Tage ohne Regen: Frankreich trocknet aus

Nach dem Jahrhundertsommer brachte der trockene Winter für Frankreich kaum Erholung. Seit 32 Tagen hat es so gut wie nicht geregnet – ein Rekord seit dem Jahr 1959.

Ausgetrocknete Garonne Frankreich erlebt den trockensten Winter seit 63 Jahren - nach einem Sommer mit Rekordhitze (Myriam/Pixabay)
Wenig Wasser in der Garonne Frankreich erlebt den trockensten Winter seit 63 Jahren – nach einem Sommer mit Rekordhitze (Myriam/Pixabay)

Ein Minister sieht schwarz: „Angesichts dieser Situation zählt jeder Tag.“ Die Erholung des Grundwasserspiegels, so Christophe Béchu, sei um zwei Monate verzögert. Schon für die kommenden Wochen, so der Minister für den ökologischen Übergang und den territorialen Zusammenhalt, seien Einschränkungen bei der Wasserversorgung für Frankreich nicht ausgeschlossen.

Seit 32 Tagen hat es zwischen Rhein und Atlantikküste kaum geregnet. Im Durchschnitt gab es weniger als einen Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter. Das hatte es während der kälteren Jahreszeit nicht einmal im Katastrophenfrühjahr 2020 gegeben, als zwischen dem 17. März und dem 16. April so gut wie kein Regen fiel. Zur Zeit ändert sich zwar das Wetter zum Besseren, doch um die Lücke aufzufüllen, müssten in den kommenden Wochen erhebliche Regenfälle folgen.

Matthieu Sorel, Klimatologe bei Météo-France, geht zwar davon aus, dass der Regen der kommenden Tage für Landwirtschaft und Wasserversorgung Rettung bringt. Doch die Niederschläge werden nach Einschätzung Sorels nicht ausreichen, um Boden und Grundwasser wieder aufzufüllen. In normalen Jahren gibt eine sogenannte „Aufholphase“, in dem die Niederschläge die Böden tief vernässen, der Grundwasserspiegel sowie Bäche, Flüsse und Seen ihr gewohntes Niveau erreichen.

Dürre seit August 2021

In diesem Winter ist alles anders. Der Winter ist einer der zehn trockensten Winter seit 63 Jahren. Und er folgt einem extremen Sommer mit Temperaturen von über 40 Grad – auch im Norden und Westen Frankreichs. Doch die Dürrezeit begann schon im August 2021. Alle folgenden Monate – abgesehen vom Dezember 2021 sowie Juni und September 2022 – waren von Regenmangel geprägt. Die vier Jahreszeiten vor Beginn des aktuellen Winters waren geprägt von einem Winter 21/22 mit einem Niederschlagsminus von 15 Prozent, dann einem Frühling mit 40 Prozent, einem Sommer mit 25 Prozent und einem Herbst mit 10 Prozent weniger Niederschlag als gewöhnlich.

Hinzu kommt, dass es im aktuellen Winter die Schneedecke in den Alpen und Pyrenäen dünner ist als in Normaljahren. Mittelgebirge wie die Cevennen oder die Vogesen haben in diesem Winter ohnehin kaum Schnee gesehen. Die Schneeschmelze im Frühjahr ist aber eine wichtige Quelle für das Auffüllen von Flüssen und Grundwasserreservoiren.

Katastrophe im kommenden Sommer?

Klima-Minister Béchu geht davon aus, dass die Wasserreserven infolge des Klimawandels um bis zu 40 Prozent sinken könnten. Schon während der Hitzewelle des vergangenen Sommers hatte er gewarnt: „Wir werden uns an solche Episoden gewöhnen müssen.“ Vor allem gelte es nun, mehr Wasser zu sparen. Nur ein Prozent des Brauchwassers werde in Frankreich zurückgewonnen. In Spanien seien es ein Fünftel. Hinzu käme ein Trinkwassersystem mit vielen Leckagen. In manchen Regionen gingen bis zu 70 Prozent des Trinkwassers verloren.

Am kommenden Montag will der Minister mit den Verwaltungschefs der Departements notwendige Einsparungen und Maßnahmen besprechen. Damit, so Béchu, wolle er verhindern, „dass wir uns im Juni oder Juli in katastrophalen Situationen befinden“.

Mehr: Le Monde

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