Stark gestiegene Stromimporte Deutschlands sind eine gute Botschaft für den Kampf gegen den Klimawandel

Die stark gestiegenen Stromimporte Deutschlands lösen vielfach Sorgen, Ängste und falsche Mutmaßungen aus. In Wirklichkeit sind sie eine gute Botschaft für den Kampf gegen den Klimawandel. Warum?

Windräder in Dänemark: Stromimporte aus Skandinavien erhöhen die Anteil grüner Energie in Deutschland zu Lasten von Kohle- und Gaskraftwerken (Foto: karsten_madsen / pixabay)
Windräder in Dänemark: Stromimporte aus Skandinavien erhöhen die Anteil grüner Energie in Deutschland zu Lasten von Kohle- und Gaskraftwerken (Foto: karsten_madsen / pixabay)

Die Zahl flößt auf den ersten Blick Angst ein. Von Mai bis August importierte Deutschland 17,8 Terawattstunden mehr Strom, als es exportierte. Vor einem Jahr war das noch ganz anders. Da exportierte die größte Volkswirtschaft Europas sogar mehr Strom, als sie einführte, nicht viel, aber immerhin 0,6 Terawattstunden. Ist Deutschland deshalb auf dem Weg zum Kostgänger anderer, auf Gedeih und Verderb dem Ausland ausgeliefert, womöglich auf Stromlieferungen aus Atom- und klimaschädlichen Kohlekraftwerken angewiesen? Nein derlei Sorgen sind unbegründet, im Gegenteil: Dank der stark steigenden Stromimporte leistete Deutschland in diesem Sommer sogar einen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel – weil dadurch schmutziger Kohlestrom zurückgedrängt wurde.

Nur noch halb so viel Atomstrom aus Frankreich

Die frohe Botschaft hat zwei Gründe. Zum einen haben die Deutschen den Bezug von Atomstrom aus Frankreich stark reduziert. Aus dem atomlastigen Nachbarland floss von Mai bis August nur noch halb so viel Strom wie im Vorjahreszeitraum über den Rhein. Dagegen kam mit Abstand am meisten Power – 4,8 Terawattstunden – laut Bundesnetzagentur aus Dänemark, wo die Windkraft die wichtigste Stromquelle darstellt. Importe aus dem Kohleland Polen waren so gut wie zu vernachlässigen.

Strom aus Stein- und Braunkohle zu teuer

Zum andern ersetzten die Deutschen die in diesem Zeitraum bisher üblichen zehn Terawatt Atomstrom, die durch die Abschaltung der letzen Meiler hier zu Lande weggefallen waren, unterm Strich nicht, wie vielfach befürchtet oder unterstellt, durch Kohlestrom. Vielmehr brach die Produktion der Kohlekraftwerke sogar krass auf 26 Gigawattstunden ein, fast eine Halbierung. Stattdessen versorgten sich die hiesigen Unternehmen und Haushalte verstärkt via Import lieber mit grünem Strom – siehe Dänemark. Dieser trug dazu bei, dass der Preis für Strom aus dem Ausland mit durchschnittlich zehn Cent pro Kilowattstunde deutlich unter den Produktionskosten deutscher Kohlekraftwerke lag. So mussten allein für die CO2-Zertifikate, die für den fossilen Brennstoff fällig sind, die deutschen Steinkohlekraftwerke 14 Cent pro Kilowatsstunde bezahlen, die Braunkohlekraftwerke zwölf Cent. Die eigentlichen Herstellungskosten kamen noch dazu und vergrößerten den Nachteil gegenüber dem grünen Strom.

Mehr Leistung verfügbar als benötigt

Sorge, dass in Deutschland die Lichter ausgehen, wenn im Winter etwa in Dänemark kein Wind weht, in Deutschland keine Sonne scheint und die Franzosen ihren Atomstrom für die eigenen Heizungen brauchen, ist dennoch unangebracht. Denn die im Sommer geschmähten Kohlekraftwerke stehen ja weiter zur Verfügung. Mit einer installierten Leistung von 88 Gigawatt liegen die Stromerzeugungskapazitäten weiterhin sieben Gigawatt über dem, was in Deutchland in den vergangenen Jahren maximal benötigt wurde.

Mehr: Focus

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