Solarstrom wird wieder attraktiv

Erleichterte Steuerregeln und verbesserte Förderbedingungen machen den Kauf einer Solarstrom-Anlage lohnender. Was sich im Einzelnen geändert hat.

Nahaufnahme von Solarstrom-Modulen auf einem Hausdach
Solarstrom-Module auf einem Dach Hürden für die Wirtschaftlichkeit fallen Bild: BSW Solar

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) zeigt Einsicht. Viele Bürger würden aus Angst vor zu viel Bürokratie die Installation einer Photovoltaik (PV)-Anlage zur Produktion von Solarstrom insbesondere auf Wohngebäuden scheuen. So steht es in einem internen Papier seines Hauses. Gerade in den Städten liegt viel Solarpotenzial brach. Ein weiterer Hemmschuh waren miese Förderregeln.

Booster für Solarstrom

Um “Impulse” für den angestrebten Ausbau der Solarenergie zu geben, entschlackt Lindner die Steuerregelungen nun zu Beginn des kommenden Jahres in drei wesentlichen Punkten:

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  • Betreiber kleinerer PV-Anlagen bis zu einer Bruttonennleistung von 30 kw brauchen keine Ertragssteuer auf ihre Vergütung nach dem Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) für in die Netze eingespeisten Solarstrom mehr zu bezahlen. Bei überwiegend zu Wohnzwecken genutzten Gebäuden gilt eine Obergrenze von 15 kw je Wohn- und Gewerbeeinheit. Maximal bis 100 kw.
  • Für Lieferung, Kauf, Einfuhr und Installation von PV-Hauskraftwerken und Stromspeichern setzt der Finanzminister die Umsatzsteuer auf Null. Sofern der Betreiber die Leistung selbst nutzt. Käufer müssen demnach nicht mehr auf die Kleinunternehmerregelung verzichten, um sich die Vorsteuer erstatten zu lassen.
  • Lohnsteuerhilfevereine dürfen ihre Mitglieder künftig auch bei der Einkommensteuer-Erklärung helfen, wenn diese eine Solaranlage bis 30 kw betreiben.

Renditen von bis zu sechs Prozent möglich

Bereits Ende Juli dieses Jahres hob die Bundesregierung die Vergütung für neu aufs Dach geschraubte Sonnenstrom-Module an. Nachdem sie bis Juni auf wenig mehr als sechs Eurocent gesunken war, erhalten Betreiber von Anlagen bis zehn kw, die den erzeugten Strom auch selbst verbrauchen, jetzt 8,2 Cent je Kilowattstunde (kWh). Volleinspeiser sogar 13 Cent. Bei größeren Anlagen bis zu 40 kw reduziert sich die Vergütung schrittweise (siehe Grafik unten).

Aktuelle EEG-Vergütungssätze für Solarstrom Quelle: Stiftung Warentest

Die Stiftung Warentest hat jüngst detailliert berechnet, wie sich die neuen Förderbedingungen auf die Rentabilität auswirken. Ihre Experten kommen zu einem klaren Resultat: In den meisten Fällen zahlt sich die Investition in ein solares Dachkraftwerk aus. Renditen zwischen drei und sechs Prozent seien über einen Zeitraum von 20 Jahren “auch bei vorsichtiger Kalkulation” drin, schreiben die Tester.

“Solarenergie und Elektromobilität sind ein dynamisches Traumpaar, das immer mehr Menschen zum Umstieg auf Elektrofahrzeuge bewegt.”

BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig

In Kombination mit der gleichzeitigen Installation einer Ladestation für das eigene Elektroauto könnte sie sogar noch höher ausfallen. Denn in dem Fall tanken die Immobilieneigentümer ihren Fahrstrom besonders günstig. Tatsächlich schafft schon mehr als ein Viertel der Käufer Wallbox, PV-Anlage und Speicher im Paket an. Das haben die Bonner Marktanalysten von EUPD Research herausgefunden.

Den Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW), Carsten Körnig, stimmt das Ergebnis euphorisch. “Solarenergie und Elektromobilität sind ein dynamisches Traumpaar, das immer mehr Menschen zum Umstieg auf Elektrofahrzeuge bewegt.”

Weg mit dem Standortkorsett für Solarparks

Auch in den Bau von Freiflächen-Solarparks will die Bundesregierung neuen Schwung bringen, um Deutschland energieunabhängiger zu machen. Dafür hat die Bundesnetzagentur eine “Krisensonderausschreibung” über 1,5 Gigawatt angekündigt. Bis Mitte Januar nächsten Jahres können Investoren ihre Angebote für die Auktion einreichen, wobei die Größe der Parks großzügig von 20 auf 100 Megawatt angehoben wurde.

Körnig fürchtet jedoch, der Solarbooster könnte ins Leere laufen. Es sei denn, die “sehr restriktiven Standortbedingungen” würden endlich aufgeweicht. In den meisten Bundesländern, kritisiert er, dürften EEG-geförderte Solarparks selbst auf ertragsarmen Böden, sogenannten „benachteiligten Gebieten“, bisher nicht oder nur sehr eingeschränkt errichtet werden. Obwohl immer mehr innovative Installationsmethoden wie senkrecht stehende Paneele die Landschaftseingriffe minimieren. “Das Standortkorsett muss weg”, fordert Körnig.

“Wir sollten die grüne Energietransformation mit Höchsttempo vorantreiben, weil sie uns Geld spart.”

Oxford-Professor Doyne Farmer

Wie fehl am Platz solcher Kleinmut ist, gerade im Licht der momentan geradezu explodierenden Preise für fossile Brennstoffe, allen voran Erdgas, führt eine aktuelle Studie der Universität Oxford vor Augen. Würde die Welt ihre Energieversorgung zügig auf die immer billiger werdenden erneuerbare Quellen umstellen, sänke die Energierechnung bis 2050 um sagenhafte zwölf Billionen Dollar.

“Selbst Klimawandelleugnern sollte das zu denken geben”, findet Professor Doyne Farmer, einer der Autoren. “Unsere zentrale Schlussfolgerung lautet, dass wir die grüne Energietransformation mit Höchsttempo vorantreiben sollten, weil sie uns Geld spart.”

Mehr: solarserver test.de solarwirtschaft pv-magazine bbc

Dieter Dürand

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