Kritik am neuen Förderprogramm für klimafreundliches Bauen

Deutschland bräuchte viel mehr CO2-arme Gebäude, um die Klimaziele zu erreichen. Das neue Förderprogramm für klimafreundliches Bauen greift jedoch viel zu kurz.

Einfamilienhaus im Rohbau: Neues Förderprogramm des Bunds für klimafreundliches Bauen mit zu geringen Mitteln ausgestattet
Baustelle eines Einfamilienhauses Zu wenig Geld im Fördertopf für klimafreundliches Bauen Bild: Ralph auf Pixabay

Die Zahlen sprechen für sich. Allein der hiesige Gebäudesektor heizt jährlich mit rund 120 Millionen Tonnen Treibhausgasen, gerechnet in CO2, die Erde auf. Untragbar, findet Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) diesen Zustand. “Klimafreundliches Bauen ist heute ein Muss”, sagt sie. Mit einem neuen, 750 Millionen Euro schweren Förderprogramm namens “Klimafreundlicher Neubau” will sie Bauwillige überzeugen, ihre künftigen Domizile nach strengen Umweltrichtlinien zu erstellen.

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750-Millionen-Förderprogramm für klimafreundliches Bauen

Kommt jetzt endlich das lang vermisste Tempo ins grüne Bauen? Experten sind skeptisch. Sie schelten wie Jürgen Leppich, Bundesvorsitzender des Energieberaterverbands GIH, die Förderkonditionen als wenig attraktiv und praktikabel. “Das Fördervolumen ist zu gering und die Anforderungen sind sehr hoch”. Ähnlich kritisch äußert sich die Bauwirtschaft. Neue Förderbedingungen erst einen Monat vor Programmstart am 1. März offen zu legen, sei überdies höchst praxisfern.

Standard eines Effizienzhauses 40 vorgeschrieben

Das Förderprogramm lockt Bauwillige mit zinsverbilligten Krediten, zu beantragen bei der staatlichen KfW-Bank. Der Anspruch auf Unterstützung ist an strenge Auflagen gebunden. Die Neubauten müssen spezifische Grenzwerte für die Treibhausgas-Emissionen im Lebenszyklus unterschreiten und den energetischen Standard eines Effizienzhauses 40 vorweisen. Das bedeutet: Sie dürfen nur 40 Prozent an Primärenergie gängiger Neubauten verbrauchen. Und diese muss sich zu 55 Prozent aus erneuerbaren Quellen speisen, zum Beispiel einer Solaranlage.

Staatliches Gütesiegel bringt zusätzliches Geld

Zusätzliches Geld soll es laut Geywitz für besonders ressourcenschonend erstellte Häuser geben. Sie müssen mit dem staatlich vergebenen Gütesiegel “Nachhaltiges Gebäude” (QNG) zertifiziert sein.

Der Haken: Solch qualitativ hochwertiges Bauen ist teuer. Für Leppig ist daher klar. Mit den vorgesehenen Kredithöchstbeträgen von 100 000 Euro je Wohneinheit oder 150 000 Euro bei zusätzlichem Qualitätssiegel komme ein normaler Bauinteressent nicht allzu weit.

Widersprüchliche Förderpolitik der Ampelregierung

Fazit: Statt die Klimaziele energisch anzugehen, bleibt die Ampelregierung bei ihren Trippelschritten. Zudem sendet sie widersprüchliche Signale aus. Dazu gehört, dass der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck erst kürzlich die staatliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung kräftig zusammengestrichen hat. So sinken beispielsweise die Zuschüsse für den Einbau von Isolierfenstern und Wärmepumpen gleich um einige Tausend Euro.

Merkwürdig. Wo die gleiche Bundesregierung doch anstrebt, dass von 2024 an jedes Jahr 500 000 der elektrischen Heizungen neu installiert werden sollen, um vom Gas weg zu kommen.

Mehr: bmwsb GIH

Dieter Dürand

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