Kartoffelfraß, Schildkröten-Invasion – der Klimawandel hat drastische ökologische Folgen

Der Klimawandel begünstigt die Ausbreitung fremder Tierarten in unseren Breiten. Die Eindringlinge besorgen Landwirte und zeitigen unangenehme ökologische Folgen.

Nordamerikanische Schildkröte auf einem Baumstamm - steigende Temperaturen begünstigen die Vermehrung der invasiven Art. Der Klimawandel hat viele ökologische Folgen
Nordamerikanische Schildkröte Seid fruchtbar und mehret euch – die Eindringlinge verdrängen einheimische Arten
Bild: Johannes Penner

Die Botschaften der Wissenschaftler aus Dresden und Freiburg, dass der Klimawandel massive ökologische Folgen hat, sind unmissverständlich. Invasive Tierarten verursachen rund um den Erdball ökonomische Schäden in Milliardenhöhe. Und sie beschleunigen massiv das Artensterben.

Einen neuen Eindringling haben die Forscher jüngst in Form dreier ursprünglich in Nordamerika beheimateten Schildkrötenarten aufgespürt. Die gepanzerten Invasoren breiten sich derzeit bevorzugt in baden-württembergischen Gewässern rasant aus. Vor allem Exemplare der Buchstaben-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta) werden dabei zur Gefahr für die unter Naturschutz stehende heimische Europäische Sumpfschildkröte.

Der Klimawandel bleibt nicht ohne ökologische Folgen

Der nehmen die Invasoren nämlich nach den Erkenntnissen der Biologen Nahrung und Sonnenplätze weg. Die Folge: Sie droht auszusterben. Dagegen könnten ihre Artgenossen von jenseits des Atlantiks auch die Bestände hiesiger Amphibien, Fische und Wasserpflanzen bedrohen. Im Wege der Verbreitung von Viren und Parasiten.

Ende der 70iger Jahre gewannen Tierliebhaber in Europa die Reptilien aus Übersee lieb. Doch schon bald setzten die ersten Besitzer sie aus. Das war anfangs kein Problem. Denn zum Paaren war es den Schildkröten hier zu kalt.

Kuschlig warm zum Fortpflanzen

Die fortschreitende Erwärmung hat das geändert. Inzwischen ist es ihnen an Seen etwa im Breisgau kuschelig genug, um sich erfolgreich fortzupflanzen. „Überraschend ist, dass sich die invasiven Arten so weit im Norden etabliert haben“, sagt Benno Tietz, Mitautor der Studie von der Universität Freiburg.

Zwei Wiesenschaumzikaden auf einem Blatt: Die Insekten übertragen das gefürchtete Feuerbakterium auf Weinreben und Olivenbäume
Wiesenschaumzikade Philaenus spumarius Überträger gefährlicher Bakterien für Weinreben Bild: Michael Maixner/JKI

Bringen die Panzerträger nur Ökosysteme aus dem Gleichgewicht, fördert der Klimawandel auch das Vordringen eines in Europa lebenden Schädlings: der Zikade. Sie bedroht die Existenz von Landwirten und Weinbauern in immer mehr Regionen. Durch mögliche Missernten.

Weinbauern zittern um die Reben, Kartoffelbauer um die Knollen

Lange waren die Populationen der Familie überschaubar. Doch mit den steigenden Temperaturen vermehren sich die Insekten explosionsartig. Weinbauer fürchten vor allem die Wiesenschaumzikade, die das berüchtigte Feuerbakterium beim Saugen nach Nahrung auf die Rebstöcke übertragen kann. Bei zu starkem Befall trocknen diese aus und sterben ab.

Mega-Schädling bedroht die Ernten

Kartoffelbauer wiederum halten besorgt nach der Schilf-Grasflügelzikade Ausschau. Sie habe sich in wenigen Jahren, begünstigt auch von häufiger Trockenheit, zu “einem Mega-Schädling im Ackerbau” entwickelt, beklagt Christian Lang, Geschäftsführer der Agrarservice Hessen-Pfalz. Vor allem auf Zuckerrüben und Kartoffeln übertrage sie “eine hochgefährliche” Krankheit. Die hat auch schon einen Namen: bakterielle Kartoffelknollen-Welke.

Europas größter Zuckerhersteller Südzucker bestätigt die schlechten Erfahrungen mit der Schilf-Grasflügelzikade. “Das Auftreten des Schädlings auf dem Acker, geht mit erheblichen Ertragsminderungen einher”, berichtet Konzernsprecher Dominik Risser.

Mehr: idw Mannheimer Morgen idw

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