Klimapläne der Ampel verfehlen 1,5-Grad-Ziel

Experten sind sich einig: Die im Koalitionsvertrag vereinbarten Maßnahmen für den Klimaschutz reichen trotz aller Ambitionen nicht aus, Deutschland auf den 1,5-Grad-Pfad gegen die Erderhitzung zu führen. Welche Sektoren hinterher hinken.

Klimaschädliches Düngen Herkulesaufgabe für den neuen grünen Landwirtschaftsminister Cem Özdemir
Foto: barskefranck auf Pixabay

Jetzt ist klar, welche Ministerien der neuen Ampelregierung aus SPD, Grünen und FDP am stärksten nachschärfen müssen, damit Deutschland seine Zusagen vom Glasgower Welt-Klimagipfel einhalten kann. Vor allem der grüne Landwirtschaftsminister Cem Özdemir, die künftige SPD-Bauministerin Klara Geywitz und der FDP-Verkehrsminister Volker Wissing müssen zusätzliche Maßnahmen zur Reduktion des Ausstoßes von klimaschädlichen Treibhausgasen auf den Weg bringen.

Magere Bilanz in drei Sektoren

Das geht aus einer Studie der Beratung DIW Econ für die Klima-Allianz Deutschland hervor, einem breiten Bündnis aus allen gesellschaftlichen Ecken. Das Expertengremium unter Federführung der Umweltökonomin Claudia Kemfert analysierte dafür, in welchem Ausmaß die im Koalitionsvertrag festgeschriebene Klimapolitik einzelne Sektoren auf den 1,5-Grad-Pfad bringt.

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Das Ergebnis: Sektorübergreifend werden selbst die im Klimaschutzgesetz (KSG) angestrebten Ziele knapp verfehlt; das 1,5-Grad-Limit liegt in einiger Ferne. Schuld an der mageren Bilanz tragen die Landwirtschaft, der Gebäudesektor und der Verkehr. Dagegen schneiden der Energiesektor und die Industrie vergleichsweise gut ab (siehe Grafik unten).

Verhagelte Bilanz Tierhaltung, Autoverkehr und ungedämmte Gebäude sind große Klimasünder Quelle: DIW Econ

Christiane Averbeck, Geschäftsführerin der Klima-Allianz Deutschland, lobt zwar die erhöhten Ausbauziele bei den erneuerbaren Energien, sieht aber auch “einige dunkle Schatten”. Daher fordert sie: “Die Bundesregierung muss nun mit dem angekündigten Klimaschutzsofortprogramm zeigen, wie sie die Lücken in diesen Sektoren schließen will. Wir erwarten substanzielle Ergebnisse in den ersten 100 Tagen der neuen Amtszeit.”

Kohlendioxidneutralität bis 2045 möglich

“Schnelles und konsequentes Handeln ist nun gefordert”, ergänzt DIW-Expertin Kemfert. Und sie rät dazu, den Kohleausstieg schon bis 2030 “dringend” umzusetzen.

Vor wenigen Tagen kamen Modellrechnungen der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin zu ähnlichen Resultaten wie das DIW. “Die Maßnahmen des Koalitionsvertrags lassen eine Kohlendioxidneutralität bis 2045 möglich erscheinen, nicht aber das Einhalten des Pariser Klimaschutzabkommens”, urteilte Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der HTW.

Mehr: DIW Econ

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