Nach Meinung von Tierschützern unterstützt die EU damit institutionalisierte Tierquälerei. Direkte Nutznießer dieser Verteilung von Steuergeldern sind tausend Kampfstierzüchter in Südwesteuropa.
Die Unión des Criadores de Toros de Lidia, eine spanische Lobby-Vereinigung von 347 Züchtern, schätzt, dass ein Ende der Subventionen die europäische Stierkampf-Industrie im Jahr 200 Millionen Euro kosten würde.
Der Streit um EU-Gelder für den Stierkampf ist alt. Schon 2015 hatten die Abgeordneten des Europäischen Parlamentes mit überwältigender Mehrheit dafür votiert, die Hilfen für den Stierkampf zu stoppen. Doch fast sieben Jahre später scheint es, als gäbe es dafür kaum eine Chance. Kenner der Materie verweisen darauf, dass dazu erst einmal die EU für Tierwohl zuständig sein müsste. Damit nicht genug: Zusätzlich müsste die Europäische Union den Stierkampf und die Zucht von Kampfstieren verbieten.
Frage nach Tierwohl spielt kaum eine Rolle
Auch die Konstruktion der Hilfen macht es schwer, die Hilfen für die Züchter zu stoppen. Denn die Subventionen richten sich vor allem nach der Größe des bewirtschafteten Landes. Die Frage danach, was mit den Produkten, also den Tieren, passiert, ist kaum von Bedeutung. Grüne EU-Abgeordnete hatten vor zwei Jahren versucht, dazu einen Änderungsantrag durchzubringen. Doch der Antrag fiel auf Betreiben von EU-Kommission und -Rat schließlich unter den Tisch.
Geschäftszweig geht am Krückstock
Für die Stierkampf-Branche war das ein Glücksfall. Denn der Industrie geht es schon lange nicht mehr gut. Die Verbote in Katalonien und den Kanarischen Inseln, die zunehmende Diskussion um Stierschutz und nicht zuletzt die Pandemie machen Züchtern und Veranstaltern zu schaffen. Seit dem Covid-19-Ausbruch summieren sich die Verluste auf über 150 Millionen Euro. Die Zahl der Stierkämpfe hatte sich allerdings schon im Jahr 2007 von 3651 Veranstaltungen auf – zehn Jahre später – 1553 vermindert.
Kampfstierzüchter und Corrida-Liebhaber machen geltend, dass die Stiere über Jahre in einer natürlichen Umgebung heranwachsen und nur die letzten zwanzig Minuten ihres Lebens litten. Im Vergleich mit dem Schicksal anderer Tiere führten die Stiere geradezu ein paradiesisches Leben.
Mehr: The Guardian
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