Stinker statt Lastenrad: Post sündigt bei der Briefzustellung

Lastenrad bye, bye! Vielerorts legt die Post Brief- und Paketzustellung zusammen. Die Folge: Briefträger müssen aufs Auto umsteigen.

Briefträger bringen die Post künftig vielerorts statt per Lastenrad mit dem Auto
Briefzustellung per Lastenrad Dem umweltfreundlichen Vehikel geht’s an den Kragen Bild: Pixabay

Löst die Deutsche Post DHL so ihr Versprechen einer umweltfreundlichen Zustellung ein? Anwohner in einigen Stadtteilen Bergisch Gladbachs unweit von Köln reagieren erbost. Wo der Briefträger die Post bisher per elektrischem Lastenrad ausfuhr, tuckert er jetzt mit einem Diesel-Transporter von Haus zu Haus. Motor an, Motor aus – stinkende Abgasfahne garantiert. “Oder er lässt den Motor einfach laufen”, empört sich ein Anwohner gegenüber dem Bürgerportal in der 110 000-Einwohner-Stadt. Und wirft die entscheidende Frage auf: “Warum schreit keiner auf?”

Diesel-Transporter verdrängen Lastenrad

Ja, warum nicht? Denn klar ist: Der Umstieg belastet nicht nur das Klima mit noch mehr CO2. Die Verbrennerfahrzeuge verpesten auch die Atemluft mit Feinstaub und anderen Giften. Zigtausend Menschen sterben vorzeitig, wo sich die Stoffe hoch konzentrieren.

Wie die Bergisch Gladbacher erfahren derzeit vor allem Bewohner stadtnaher Bezirke bundesweit, was die vor zwei Jahren angekündigte gemeinsame Zustellung von Briefen und Paketen für ihre Gesundheit bedeutet. Schon nächstes Jahres soll die Kombi-Auslieferung mit einem Anteil von 75 Prozent praktisch Standard sein.

Weniger Briefe, mehr Pakete

Die Post rechtfertigt die Zusammenlegung mit dem ständig sinkenden Briefaufkommen. Es mache die separate Zustellung unwirtschaftlich, argumentiert sie. Andererseits sei es den Postboten nicht zuzumuten, eine ständig wachsende Flut an Paketen und Päckchen per pedes oder Rad an der Haustür abzuliefern.

Tatsächlich hat sich das Verhältnis krass geändert. Kamen 2010 auf jedes Paket noch 20 Briefe, ist es 2030 einer Prognose zufolge nur noch einer. Doch es bleibt der Umweltfrevel.

Engpässe bei E-Transportern

Zwar kündigt die Post an, ihre Fahrzeugflotte nach und nach zu elektrifizieren. Allzu flott wird das aber nicht passieren. Aus Mangel an geeigneten Transportern auf dem Markt. Ein Postsprecherin räumt denn auch “Lieferschwierigkeiten” ein.

Die hat der Bonner Konzern allerdings selbst mit verusacht. In grünem Überschwang erwarb er 2014 das Aachener Start-up Streetscooter. Die Pläne waren groß. Der Logistikriese wollte die Produktion des Stromers stark ausweiten und ihn in alle Welt verkaufen.

Davon ist nichts übrig geblieben. Vor gut zwei Jahren verkauften die Bonner die Produktionsrechte wieder. Das Prestigeprojekt war gescheitert. Ausbaden müssen es jetzt Anwohner wie in Bergisch Gladbach. Mit Lärm und Gestank.

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