Europa: Fast 240 000 Tote durch Feinstaub – trotz besserer Luft

Luftverschmutzung ist das größte gesundheitliche Umweltrisiko in Europa. Die gute Nachricht: Die Zahl der vorzeitigen Todesfälle durch Feinstaub hat sich seit 2005 um fast die Hälfte vermindert. Bleibt das so?

Feinstaub
Köln im Smog Viele Tote durch Feinstaub (Thomas Max Müller/Pixelio.de)

Im Jahr 2005 waren sogar rund 431 000 Menschen in den Ländern der Europäischen Union wegen der Feinstaubbelastung vorzeitig gestorben. Der Rückgang auf 380 000 Tote signalisiert immerhin eine Verbesserung um 45 Prozent. Die schlechte Nachricht: Nicht nur Feinstaub bringt vorzeitigen Tod durch Luftverschmutzung. Im Jahr 2020 starben zusätzlich 49 000 Menschen in der EU durch die Belastung der Umwelt mit Stickoxiden und 28 000 an den Folgen zu starker Ozon-Konzentration.

Diese Zahlen veröffentlichte jüngst die Europäische Umweltagentur. Vor allem Städter sind Maße schlechter Luft ausgesetzt. Rund 96 Prozent von ihnen müssen mit einer Feinstaubelastung leben, die über den Richtwerten der Weltgesundheitsorganisation von fünf Mikrogramm per Kubikmeter liegt. Luftverschmutzung ist die bedrohlichste aller umweltbedingten Gesundheitsgefahren. Nach Herzkrankheiten und Schlaganfällen sind die häufigsten Todesursachen in diesem Kontext Lungenerkrankungen.

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Auf der Zielgraden

Die EU-Kommission will mit dem sogenannten Null-Schadstoff-Aktionsplan die Belastung bis 2050 auf ein Niveau absenken, das für Menschen und Natur unbedenklich ist. Bis zur Zwischenetappe im Jahr 2030 will sie die Zahl der Todesfälle um 55 Prozent im Vergleich zu 2005 vermindern. Zu dem Plan gehören auch Ziele wie die Verminderung von Lärm, Abfall, Wasserverschmutzung oder die Verbesserung der Bodenqualität. Erfreulich: Das Zwischenziel für die Luftreinhaltung wird voraussichtlich bereits im Jahr 2026 erreicht.

Auf der Zielgraden Vorzeitige Todesfälle in den EU-27-Ländern durch Feinstaubbelastung (EEA)

Feinstaub entsteht laut Umweltbundesamt vor allem durch menschliche Aktivität. Autos, Kraftwerke, Öfen und Heizungen in Wohnhäusern, Fabriken und Baustellen oder die Landwirtschaft emittieren kleinste Staubpartikel. Es gibt allerdings auch Feinstaub aus natürlicher Quelle, zum Beispiel durch Staubböen. In Ballungsgebieten kommt Feinstaub vor allem vom Straßenverkehr. Er gelangt jedoch nicht nur aus den Auspuffanlagen der Autos, sondern entsteht auch durch Verwirbelung sowie durch Brems- und Reifenabrieb.

Vermasseln romantische Stinker die Öko-Ziele der EU?

Die aktuelle Energiekrise dürfte die Belastung der Luft durch Feinstaub – zumindest vorübergehend – deutlich erhöhen. Denn seitdem die Preise für Gas, Öl und Strom explodieren, steigen viele Verbraucher auf den Betrieb von Holzöfen und Kaminen um. Das Problem: Die über elf Millionen Öfen und Kamine in Deutschland stießen schon vor Beginn der Energiekrise mehr Feinstaub aus als die Verbrennungsmotoren der Kraftfahrzeuge. In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich der Brennholzverbrauch in Deutschland verdoppelt. Verständlich, aber schlimm für die Umwelt: Bundesländer wie Bayern oder Sachsen haben wegen der gestiegenen Energiepreise Verbote für umweltschädliche Altöfen zurück gezogen. Doch selbst bei der Verbrennung von gut getrocknetem Holz gelangen über 3000-mal mehr Feinstaubteilchen in die Luft als beim Betrieb einer Gastherme.

Mehr: Europäische Umweltagentur

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