Die Post will ergrünen – mit Frittenfett und Elektroantrieben

Der Logistikdienstleister Deutsche Post DHL reiht sich ein die Phalanx der Konzerne, die mit ihrem Geschäft möglichst wenig die Umwelt schädigen wollen. Neben der Elektrifizierung ihrer Fahrzeugflotte setzen die Bonner auf alternative Kraftstoffe – sogar in ihren Fliegern.

Kein Auspuff, null Schadstoffe In Schweden testet der Logistikkonzern mit Volvo die Praxistauglichkeit elektrischer LKW
Foto: Deutsche Post DHL

Sieben Milliarden Euro, kündigt Konzernchef Frank Appel an, werde das Unternehmen bis 2030 in eine nachhaltige, klimaneutrale Logistik investieren. Größte Maßnahme: 80 000 der weltweit eingesetzten Zustellfahrzeuge sollen bis dahin elektrisch zu den Kunden fahren, das wären 60 Prozent der gesamten Flotte. “Wir machen aus unserem gelben einen grünen Konzern”, verspricht Appel.

Bei Lkws ist die Post dafür eine Koopertion mit dem schwedischen Hersteller Volvo Trucks eingegangen. Der testet derzeit im Land der Elche im Pendelverkehr zwischen zwei 150 Kilometern auseinander liegenden Paktetzentren die Alltagstauglichkeit elektrisch angetriebener Laster.

Der Konzern baut länger als geplant weiter sein E-Modell Streetscooter

Bei Kleintransportern setzen die Bonner wieder verstärkt auf ihren Stromer “Streetscooter”, den sie vor sieben Jahren dem Aachener Maschinenbau-Professor Günther Schuh abgekauft hatten und dessen Produktion Appel eigentlich einstellen wollte. Ebenso wie die des Kleinablegers “Work”. Jetzt sollen doch noch mehrere Tausend Exemplare vom Band laufen. Appel sucht aber weiter nach einem Käufer für die Fertigung. Ein Interessent soll der chinesische Fahrzeughersteller Chery sein.

Mit seiner E-Offensive steht die Post nicht allein. Auch der Online-Handelsgigant Amazon stellt auf Elektrotransporter um. Beim kanadischen Hersteller Lion Electric hat das Unternehmen für die kommenden fünf Jahre 2500 Fahrzeuge bestelllt.

Die Hoffnung ruht auf Biotreibstoffen auf Pflanzenbasis

Die Elektrifizierung allein macht die Post aber noch nicht merklich grüner. Eine viel größere Herausforderung ist es, den Luftfrachtverkehr auf zumindest ein bisschen sauberer zu trimmen. Er trägt mehr als 66 Prozent zu den Treibhausgas-Emissionen des Konzerns bei.

Hier setzt Appel auf die Karte Ökosprit, gewonnen etwa aus Frittieröl oder tierischen Fetten von Fischen und Schlachttieren. Vor allem aber ruht die Hoffnung auf Biotreibstoffen aus Pflanzen und synthetischem Kerosinersatz auf Basis von grünem Wasserstoff. So bald werden die Alternativen allerdings nicht in großem Umfang bereit stehen, um in den mehr als 260 DHL-Frachtmaschinen das herkömmliche Kerosin zu ersetzen.

Umweltschützer fordern weit höhere Anstrengungen

Wie schwierig es ist, die Ampel in der Logistik trotz der Milliarden-Investitionen auf Grün zu schalten, zeigen die Ziele der Bonner. Bis 2030 sollen die CO2-Emissionen aus Frachtflügen und Paketzustellungen von 33 auf weniger als 29 Millionen Tonnen sinken – ein relativ bescheidener Fortschritt.

Umweltschützer kritisieren die Pläne denn auch als nicht ambitioniert genug. Greenpeace-Verkehrsexperte Tobias Austrup fordert weit höhere Anstrengungen. Die geplante Elektrifizierung von 60 Prozent der Fahrzeugflotte sei “weit weniger als das, was nötig und möglich ist”.

Mehr: wiwo

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*