Stromer um Welten ökologischer als Autos mit synthetischem Sprit

Autos mit synthetischen Kraftstoffen emittieren über ihren Lebenszyklus etwa doppelt so viel Kohlenstoff wie ein E-Auto. Und der Verbrauch an Energie ist mehr als sechsmal so hoch.

E-Auto an Ladestation Umweltfreundlicher und wirtschaftlicher als Auto mit synthetischem Sprit (AKrebs60/Pixabay)

So wäre eine Windkraftanlage mit drei Megawatt Leistung in der Lage 1600 E-Autos mit Strom zu versorgen oder 600 Wasserstoff-Fahrzeuge, aber nur 250 E-Fuel-Vehikel. Der Grund ist einfach: Bei jedem einzelnen Schritt zur Herstellung von E-Fuels fallen hohe Wirkungsverluste an. Strom vom Windrad kann nach der Umformung in die passende Stromart und Spannung direkt in die Batterie eines E-Autos fließen. 70 bis 80 Prozent der Ausgangsenergie kommen am Rad an.

Für E-Fuels muss – nach Möglichkeit nachhaltiger – Strom erst Wasser per Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegen. Dann wird in einem chemischen Prozess der Wasserstoff mit CO2 verbunden. Die Endprodukte sind je nach Bedarf und eingesetzter Technik synthetischer Diesel, synthetisches Benzin oder Gas. Kein Wunder, dass bei diesen aufwendigen Schritten viel Energie verloren geht. Am Ende kommen am Rad des E-Fuel-Autos nur noch 10 bis 15 Prozent der ursprünglichen Energie an.

Bis 2030 nur drei Prozent Syntho-Sprit

Folglich ist auch der Ausstoß an Kohlendioxid um ein Vielfaches höher als beim Elektrofahrzeug. Ein Stromer, der mit dem für 2030 in der Europäischen Union erwarteten Strommix produziert und betreiben wird, würde während seines Lebenszyklus mehr als doppelt so viel Emissionen erzeugen als ein herkömmlicher Verbrenner. Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung der Brüsseler Denkfabrik Transport & Environment. Die Studie errechnete die Ausstöße eines kompletten Zyklus einschließlich der Herstellung und Entsorgung.

Sinnvoll wäre der Einsatz von E-Fuels nur im Schiffs- oder Luftverkehr. Doch es ist nicht damit zu rechnen, dass hinreichend E-Kraftstoff zur Verfügung steht. Eine Studie der Kraftstoffindustrie geht davon aus, dass bis 2035 höchstens drei Prozent des Bedarfs in Europa gedeckt werden können.

Wissing auf der Bremse

Vor allem Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte sich während der vergangenen Wochen dafür stark gemacht, mit E-Fuels betriebene Verbrenner nach 2035 langfristig noch neu zuzulassen. EU-Parlament und EU-Kommission hatten dagegen für ein Verbrennerverbot ab 2035 votiert. Der EU-Ministerrat, der das letzte Wort in der Angelegenheit hatte, war schließlich auf Druck der Bundesregierung eingeknickt und hatte in der vergangenen Woche eine verwässerte Lösung abgesegnet. Die FDP hatte im Vorfeld die Ampel-Koalition vor die Zerreißprobe gestellt. Stolz verkündete Wissing nach dem Treffen: “Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor dürfen auch nach 2035 neu zugelassen werden, wenn sie nachweislich nur mit E-Fuels betrieben werden. Damit ist der Weg für eine Zustimmung im EU-Umweltministerrat frei und das Verbot der Verbrenner vom Tisch.” Herzlichen Glückwunsch, Herr Minister!

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