Sturmtiefs bescheren Windmüllern satte Energie-Ernte

Allein die Sturmtiefs Ylenia und Zeynep haben mehr Windstrom produziert als im Februar 2021 geerntet wurde. Die heftigen Winde der ersten beiden Monate dieses Jahres erzeugten 37 Milliarden Kilowattstunden – fast ein Drittel des Windstromvolumens im gesamten vergangenen Jahr.

Windpark vor dem Sturm Reichliche Energieproduktion trotz zeit- und gebietsweiser Abschaltungen (Erich Westendarp/Pixelio.de)

Für die Windmüller sind die starken Brisen in diesem Jahr ein Glücksfall. Das vergangene Jahr galt dagegen mit etwa 118 Milliarden Kilowattstunden Windstrom in Deutschland als flau. Laut „Wind- und Ertragindex Report 2021“ des Windexperten Anemos war 2021 mit nur 88,7 Prozent des Durchschnittsertrages das schwächste Windjahr seit 20 Jahren. Zum Vergleich: Im Jahr davor lag die Ausbeute bei 106,3 Prozent.

Anders als vielfach vermutet, drehen sich die meisten Windanlagen auch bei Sturmwetterlagen. Erst ab etwa 90 Stundenkilometer Windgeschwindigkeit schalten sich die Anlagen ab. Die Rotorblätter werden dann automatisch in die sogenannte Fahnenstellung gebracht. Bei geringeren Windgeschwindigkeiten von etwa 50 Stundenkilometern bremsen Rotoreinstellungen die Anlagen nur teilweise aus. Doch bleibt bei auch bei solch kräftigen Winden die maximale Leistungsabgabe erhalten.

ANZEIGE

Europäische Netze zu wenig verknüpft

Da selbst bei heftigen Sturmtiefs nur kleinere Gebiete Windgeschwindigkeiten von über 90 Stundenkilometer aufweisen und dies nur kurzzeitig, erzeugt die Windflotte in diesen Tagen – trotz gelegentlicher Abschaltungen – massenhaft Strom. Schön für die Windmüller: Der massive Ausfall französischer AKW seit Ende vergangenen Jahres sorgt für hohe Tagesstrompreise an den Börsen. Zwar sind die europäischen Netze nur teilweise integriert. Dennoch verhindert die Nachfrage aus dem Nachbarland, dass die Preise ungebremst in den Keller rauschen.

Am Donnerstag stand der Kilowattpreis für nachhaltig erzeugten Stroms für den Folgetag in Frankreich auf 15,9 Cent. In Deutschland lag der Preis nur bei 11,8 Cent. Am Tag darauf fiel dann der Kilowattpreis knapp vier Cent für Deutschland. In Frankreich war der Preis mit 11,6 Cent dreimal höher. Bei den deutschen Verbrauchern kommen die niedrigen Preise allerdings nicht an. Denn Netzbetreiber und Versorger sichern sich gegen Hochpreisphasen ab – und freuen sich über Sonderprofite. Darüber hinaus treiben Zuschläge und Steuern die Strompreise nach oben.

Warten auf Speichertechniken

Ein großer Teil der Abschaltungen bei Stürmen geht nicht auf das Konto der Wind-, sondern auf das Konto der Netzphysik sowie des Strommarktes. Weil sich Strom nur aufwendig speichern lässt, müssen die Windmüller manchmal abschalten, um das Netz nicht zu überfordern.

Zum Glück für die Anlagenbetreiber genießt die Windenergie – ebenso wie der Sonnenstrom – Vorfahrt beim Absatz. Bläst der Wind kräftig oder scheint die Sonne hell, müssen AKW oder Kohlekraftwerke zurückdrehen und weniger Strom verkaufen. Dennoch kommt es gelegentlich zur Überversorgung und zu Negativpreisen. Abnehmer bekommen dann Geld für den von ihnen verbrauchten Strom. Bleibt zu hoffen, dass die Entwicklung der Speichertechniken künftig Angebotswogen glättet und Preisausschläge an den Strommärkten dämpft.

Mehr: Tagesschau

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*