Laut einer neuen Studie haben nur rein elektrisch oder mit Wasserstoff angetriebene Fahrzeuge das Potential, dass sich die Erde, wie im Pariser Klimaschutzabkommen vereinbart, nicht um mehr als 1,5 Grad Celsius erhitzt.

Seit diesem Monat kurven dank üppiger staatlicher Kaufprämien mehr als eine Million E-Autos über deutsche Straßen. Ein Hoffnung machender Trend, folgt man den Ergebnissen einer Analyse der wissenschaftlich getriebenen internationalen Umweltorganisation ICCT (International Council on Clean Transportation).
E-Autos bahnen den Weg in eine klimakonforme Mobilität
Denn der Umstieg von Verbrennungsmotoren auf batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (BEV) und solche, in denen eine Brennstoffzelle Wasserstoff in Antriebsenergie umwandelt, eröffnet den Weg in eine klimakonforme Mobilität. Und zwar weltweit.
„Nur sie haben das Potential, die Treibhausgas-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus der Autos betrachtet auf ein Maß zu reduzieren, das das Pariser Klimaschutzabkommen erfüllt“, schlussfolgert Autor Georg Bieker in dem Papier.
Ein Stromer stößt im Vergleich zum Benziner zwei Drittel weniger Klimagase aus
Ob in Europa, China, Indien oder den USA – der Klimavorsprung der Stromer ist heute schon erheblich. Auch unter Berücksichtigung der energieintensiven Akkuproduktion. Der Studie zufolge stößt zum Beispiel ein Steckerwagen der Kompaktklasse in der EU rund zwei Drittel weniger Klimagase aus als sein Benzinpendant. Selbst in Indien, wo besonders viel Kohlestrom die Netze flutet, haben E-Autos einen klaren Klimavorteil.
Bieker unterstellt in seiner Betrachtung einen wachsenden Ökostromanteil auf allen Kontinenten bis zum Jahr 2038. Das verbessert die Klimabilanz der BEV noch einmal deutlich. Im Jahr 2030 steigt ihr Emissionsvorteil in der EU auf 74 bis 77 Prozent. Auch in China, Indien und den USA bauen sie ihren Vorsprung aus (siehe Grafik). Die globale Betrachtung ist entscheidend für die Bekämpfung des Temperaturanstiegs auf unserem Planeten.

Die ICCT-Experten nahmen auch Brennstoffzellen-Fahrzeuge unter die Lupe – und machten eine überraschende Entdeckung: Die Herstellung der Tanks aus Carbonfasern und der Brennstoffzelle selbst verursacht ungefähr gleich viel Treibhausgase wie die Batterieproduktion. Bisher galt die Technologie im Vergleich zum Akkuantrieb als noch weniger klimaschädlich.
Vorwurf des Schönrechnens
Kritiker der Studie werfen den ICCT-Fachleuten vor, den Klimavorsprung der Stromer mit gewagten Annahmen schön zu rechnen. Bieker und sein Team gehen zum Beispiel von einer Laufleistung von 243 000 Kilometer aus – mit einer einzigen Batterie. Unmöglich ist das nicht. Doch müsste der Speicher vorzeitig ausgetauscht werden, sieht die Klimabilanz nicht mehr ganz so beeindruckend aus.
Aktivisten der Plattform „Der Elektroauto-Schwindel“ behaupten gar, der E-Auto-Boom würde eine grüne Energiewende blockieren, weil nur schnell zuschaltbare Kohle- und Gaskraftwerke den zusätzlichen Strombedarf abdecken könnten. Diese müssten also länger am Netz bleiben als ohne E-Hype notwendig.
Ganz von der Hand zu weisen, ist das Argument nicht. Doch hat etwa die EU längst beschlossen, die Erneuerbaren bei steigendem Strombedarf umso stärker und schneller auszubauen. Muss nur noch die Bundesregierung nachziehen und zum Beispiel den Stau hier zu Lande vor allem bei Windkraftanlagen auflösen.
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