Windmüller bescheren Ampel-Koalition Flaute

Die Betreiber von Windkraftlagen haben einen beachtlichen Teil des Angebots der Bundesnetzagentur ausgeschlagen, die Energiewende voranzubringen. Damit wächst der Druck auf Grünen-Wirtschaftsminister Robert Habeck.

Dunkle Wolken über Energiewende: 30 Prozent des neu erlaubten Ausbaus der Windenergie finden nicht statt (Foto: Karsten Paulick / pixabay)

Geht es um den Ausbau der erneuerbaren Energien, führt kein Weg an der Bundesnetzagentur vorbei, einer Behörde unter der Aufsicht von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grünen). Denn die Beamten schreiben vor, wie viel neue Solar- und Windanlagen gebaut werden dürfen und für ihren Strom eine gesicherte Vergütung erhalten. Doch statt unter den Anbietern die kostengünstigsten Anlagenbetreiber auswählen zu können, erlebte die Behörde ein halbes Jahr nach Antritt des ersten grünen Bundeswirtschaftsministers ein Debakel: Von den 1320 Megawatt Leistung, die die Windanlagenbetreiber hätten neu installieren dürfen, schlugen diese fast 30 Prozent des Angebots aus, genau: 389 Megawatt. Das entspricht einem kleineren Kohlekraftblock, der dafür weiter laufen und das Klima schädigen kann. Da es an genügend Interessenten für neue Windkrafträder fehlte, kamen zudem fast zwangsläufig diejenigen Betreiber zum Zuge, die den Strom eher teuer produzieren. Der Preis, den die Bundesnetzagentur für den Windmüllern garantieren musste, um wenigstens 70 Prozent ihrer angebotenen Kapazitäten loszuwerden, lag bei 5,85 Cent pro Kilowattstunde, das ist nahe am möglichen Höchstwert.

Schwerer Rückschlag gegenüber vorigen Ausschreibungen

Schuld an der Flaute sind das komplizierte Genehmigungsverfahren und die Regeln für den Abstand, die Windanlagen vielerorts von Wohngebäuden halten müssen. Derlei schreckt viele Anlagenbetreiber ab, da sie Widerstand von Anwohnern fürchten. Zwar will die Bundesregierung zwei Prozent der Fläche Deutschlands künftig als Raum für Windmühlen nutzen. Doch ohne die Bundesländer, die dies mit entschärften Abstandsregeln ermöglichen müssen, hilft die Idee wenig. Bei den vergangenen Ausschreibungen boten die Windanlagenbetreiber noch an, mehr Leistung zu installieren, als von der Bundesnetzagentur ausgeschrieben war.

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Deutsche Umwelthilfe fordert Abschaffung von Mindestabständen

Entsprechend geharnischt fällt die Kritik vor allem an den großen Bremserländern wie Bayern und Nordrhein-Westfalen aus. “Grundsätzlich begrüßen wir die Pläne der Bundesregierung, bundesweit zwei Prozent der Fläche für die Windkraft zu reservieren. Das Ziel, den Ausbau der Windenergie bundesweit massiv zu beschleunigen, wird jedoch dadurch unterlaufen, dass bestehende Abstandsregeln einzelner Bundesländer wie Bayern und Nordrhein-Westfalen weiterhin bestehen bleiben”, so Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Unwelthilfe. Für eine glaubhafte Energiewende müssten Mindestabstände grundsätzlich abgeschafft werden. “Dass Bundesländer wie Bayern oder Nordrhein-Westfalen bis 2032 Zeit haben, das Flächenziel zu erreichen, ist außerdem absolut inakzeptabel. Wir müssen die Windenergie hier und heute ausbauen.”

Mehr: Spiegel, DUH

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