Plug-in-Hybride sind wahre CO2-Schleudern

Eine neue Studie des US-Umweltinstituts ICCT und des deutschen Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung ISI zeigt, dass Plug-in-Hybride in der Realität ein Mehrfaches an CO2 ausstoßen als im amtlich festgelegten Prüfmodus.

Strom tanken, CO2 ausstoßen: Offizieller Prüfmodus rechnet Plug-in-Hybride schön (Foto: Joenemias Menno de Jong / pixabay)

Um festzustellen, wie viel CO2 ein Auto austößt, haben Experten aus der EU, Japan und Indien eine Messmethode namens WLTP entwickelt. Bei ihr kommt ein Auto auf einen Prüfstand, der den Kraftstoffverbrauch misst. Dabei wird eine bestimmte Fahrweise angenommen. Insbesondere bei Plug-in-Hybride, also von außen aufladbaren Autos sowohl mit Elektro- als auch Verbrennungsmotor, hat die angenommene Fahrweise jedoch nur wenig mit der Fahrpraxis zu tun – mit der Folge, dass der tatsächliche Kraftverbrauch und CO2-Ausstoß viel höher sind als im Prüfzyklus. Das zeigt eine aktualisierte Untersuchung des US-Umweltinstituts ICCT und des deutschen Fraunofer Instituts für System- und Innovationsforschung ISI. Dazu überprüften die beiden Institute rund 9 000 als Privat- oder Dienstwagen genutzte Plug-in-Hybride in der EU, Norwegen, der Schweiz und Großbritannien.

Drei- bis fünfmal so hoher CO2-Ausstoß

Das Ergebnis gleicht einer Ohrfeige sowohl für den Prüfstandard WLTP als auch für die Bundesregierung, die den Kauf von Plug-in-Hybriden wegen ihrer angeblichen Klimafreundlichkeit finanziell fördert. Denn statt möglichst viel mit Strom zu fahren und den Verbrennungsmotor nur als Antrieb zu benutzen, wenn die Batterie leer ist, schalten die Besitzer von Plug-in-Hybriden den Benzin- oder Dieselmotor in der Praxis viel früher ein, als im Prüfzyklus unterstellt. Dadurch sind die die Fahrzeuge in der Realität wahre CO2-Schleudern. So verbrauchen privat genutzte Plug-in-Hybride in der Praxis durschnittlich dreimal so viel Treibstoff und stoßen entsprechend dreimal so viel CO2 aus wie im Prüfstandard WLTP festgestellt. Bei Dienstwagen ist es sogar durchschnittlich fünfmal so viel. Das liegt daran, dass Dienstfahrzeuge in der Praxis noch häufiger als Privatfahrzeuge längere Strecken fahren und dadurch den Verbrennungsmotor anstelle des E-Motors benutzen.

Extreme Abweichungen

Um wie viel höher die Emissionen in der Praxis sind, zeigen die konkreten Ergebnisse der ICCT/ISI-Messungen. So verbrauchen privat genutzte Plug-in-Hybride in Europa auf der Straße im Schnitt 4,0 bis 4,4 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer verglichen mit 1,6 Liter im WLTP-Modus. Bei Dienstwagen sind dies 7,6 bis 8,4 Liter gegenüber 1,7 Liter laut WLTP-Standard. Dies entspricht einem Ausstoß von 90 bis 105 Gramm CO 2 pro Kilometer bei Privatfahrzeugen und 175 bis 195 Gramm bei Dienstwagen – im Vergleich zu 37 bis 39 Gramm, wie es die Messung im WLTP-Prüfzyklus suggeriert.

Der WLTP-Standard gilt in der EU seit 2017. Das ICCT und das ISI fordern, den Prüfzyklus an die Realität anzupassen und die staatliche Förderung der Plug-in-Hybride einzustellen. In der Ampel-Koalition steht die Entscheidung noch aus. Während Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen die Förderung streichen will, gibt es in der FDP Stimmen für die Beibehaltung.

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