Weit weniger E-Autos als angepeilt – Ampel reißt Klimaziel

Wunsch kontra Wirklichkeit: Die Bundesrgierung verfehlt ihr Ziel von 15 Millionen E-Autos bis 2030 krachend. Stattdessen boomen Plug-in-Hybride.

Ladetankstelle für Stromer: Zulassung von 15 Millionen E-Autos bis 2030 unrealistisch
Ladestationen für Stromer Mindestens sechs Millionen E-Autos zu wenig unterwegs Bild: Pixabay

Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat schon gewusst, warum er sich gegen Sofortmaßnahmen wehrt beim wiederholten Reißen der selbstgesteckten Klimaziele in seinem Verantwortungsbereich. Denn weder beim Schienenausbau, noch bei der Streichung umweltschädlicher Subventionen wie Steuervorteilen für den Diesel kommt der FDP-Mann voran. Dafür droht ihm jetzt eine weitere Pleite: Statt der angetrebten 15 Millionen werden 2030 bestenfalls 8,65 Millionen E-Autos auf hiesigen Straßen fahren und das Klima von hitzefördernden Treibhausgasen entlasten.

Gut sechs Millionen E-Autos weniger als geplant

Zu diesem Schluss gelangen jedenfalls die Experten der Branchenzeitschrift „Automobilwoche“. „Mehr lasse der Markt für Pkw-Neuzulassung nicht zu“, urteilen sie auf Basis aktueller Daten. Die Vorgabe von 15 Millionen Stromern sei unrealistisch. Selbst wenn die Deutschen sich wieder stärker für reinrassige Steckerfahrzeuge erwärmen würden. Zuletzt deuteten die Neukäufe allerdings eher auf das Gegenteil hin: E-Autos erwiesen sich als Ladenhüter; 44 Prozent der Autokäufer liebäugeln laut einer Forsa-Umfrage hingegen mit dem Erwerb eines Benziners oder Diesels.

Hildegard Müller, Chefin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), wundert die Zurückhaltung bei der Elektromobilität nicht. „Es reicht eben nicht, einfach eine Verkehrswende zu beschließen“, kritisiert sie. Man müsse schon auch für passende Rahmenbedingungen sorgen: Ladeinfrastruktur, Rohstoffversorgung, gute Förderbedingungen etwa. „Da gibt es noch einiges zu tun“, findet Müller.

Renaissance der Plug-in-Hybride

Ins betrübliche Bild passt, dass auf einmal eine als bloßer Übergang ins emissionsfreie Fahren gedachte Technologie fröhliche Urstände feiert: der Plug-in-Hybrid (PHEV). Europaweit legte der Doppelantrieb aus Verbrennungs- und Elektromotor dem europäischen Autoverband ACEA zufolge in den ersten drei Monaten dieses Jahres um 7,5 Prozent bei den Neuzulassung zu. Am stärksten wuchs er in Deutschland mit 45 000 Fahrzeugen. Das sind 20 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres.

Aktuell erreichen die PHEV von Polen bis Portugal im März einen Marktanteil von 7,1 Prozent (siehe Grafik unten). In die Kategorie der Halbelektrischen fallen auch die Hybrid-Elektrischen-Pkw, kurz HEV. Sie haben keinen Ladestecker, alleinig eingespeiste Bremsenergie füllt ihre relativ kleinen Batterien auf. Die HEV kommen auf immerhin 29 Prozent.

Die Kuchengrafik zeigt die Marktanteile neu zugelassener Fahrzeuge in Europa im März nach Antriebsarten
Im März neu zugelassene Pkw in Europa Mehr als ein Drittel Marktanteil für Hybride Quelle: acea

Klimaschützer sehen den Boom der Vehikel mit den zwei Herzen äußerst kritisch. Denn zwei Antriebe bedeuten erhöhtes Gewicht, hochkomplexe Steuerungstechnik und höheren Ressourcenverbrauch. Zwar fahren die Plug-ins im rein elektrischen Betrieb emissionsfrei. Doch sobald der Verbrennermotor übernimmt, wird’s wieder dreckig.

Kombi-Antriebe entpuppen sich als Mogelpackung

Zumal Tests im Auftrag der Brüsseler Denkfabrik Transport & Environment viele PHEV-Modelle als ziemliche Mogelpackungen entlarvten. So entwich dem Auspuff im Stadtverkehr bei leerer Batterie bis zu siebenmal mehr Kohlendioxid (CO2) als die Hersteller offiziell angaben.

Mehr: automobilwoche ntv acea

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