Bauwut und Wasserraub: Chinas Städte sacken ab

Bauwut und exzessive Nutzung des Grundwassers zeitigen böse Folgen: Der Boden sinkt stetig. Es drohen massive Schäden und Überschwemmungen.

Die Bauwut wie in Shanghai lässt die Böden absacken. Die Folgen: Häuser kippen, Straßen werden unterhöhlt
Bauwut mit Folgen Viele Böden sinken unter den Meeresspiegel Bild: Pixabay

Chinas Megacities wuchern in einem nie dagewesenen Tempo und Ausmaß in die Höhe und Fläche. Die Bewohner zahlen für die Bauwut allerdings einen hohen Preis. Der Boden unter ihren Füßen sackt stetig ab. Das ruft teils massive Schäden hervor: Straßen reißen auf, Wasserrohre zerbrechen, Häuser kippen zur Seite. Wegen des klimabedingten steigenden Meeresspiegels könnten Küstenstädte künftig bei Sturmfluten zeitweise unter Wasser stehen.

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Das zeigen Messungen eines Forscherteams um Zurui Ao von der South China Normal University in Foshan. Es wertete dafür Satellitendaten aus. Denen zufolge sinken fast die Hälfte der urbanen Regionen im Land jährlich um mehr als drei Millimeter. Manche sogar um bis zu zehn Millimeter. Shanghai zum Beispiel liegt heute um drei Meter tiefer als vor hundert Jahren.

Bauwut lastet auf dem Untergrund

Nach Berechnung der Wissenschaftler betrifft das Problem 270 Millionen dort lebende Chinesen. Zwei Faktoren verschärfen es. Immer neue Hochhäuser, Brücken, U-Bahnen und vielspurige Straßen drücken mit ihrer Last auf den Untergrund. Der gibt auch deshalb nach, weil das Grundwasser massiv angezapft wird, um die Einwohner zu versorgen.

“Ich denke, die extensive Wasserentnahme ist der Hauptgrund”, vermutet Robert Nicholls von der britischen East Anglia Universität. Er war selbst nicht an der Studie beteiligt. Deren Autoren betonen die Notwendigkeit, “Schutzmaßnahmen zu verstärken und die Grundwasserentnahme streng zu reglementieren.” Shanghai beispielsweise schüttet längst Deiche auf, um die Meeresfluten aus der Stadt zu halten.

In vielen Weltregionen sinken Städte

China steht nicht allein mit dem geologischen Phänomen der Senkung bei zunehmender Bedrohung durch steigende Meeresspiegel. In Venedig, den Niederlanden, in Dutzenden US-Küstenmetropolen einschließlich New York City sowie in Mexiko City gibt der Boden ebenfalls beständig nach. Die indonesische Regierung baut sogar eine neue Hauptstadt namens Nusantara, weil die alte, Jakarta, als Folge der Plünderung der Grundwasservorräte im Morast versinkt.

Japans Regierung wählte eine andere Lösung. Nachdem Tokio schon in den 1970iger Jahren vor allem um seinen Hafen rund fünf Meter abgesackt war, zog sie die Reißleine. Per Gesetz verbot sie die Wasserentnahme aus Brunnen. Stattdessen baute sie Pipelines, über die die Tokioter jetzt ihr Trinkwasser beziehen. Es stammt aus wasserreichen und weniger bevölkerten Regionen. Seither ist Tokios Untergrund weitgehend stabil.

Mehr: bbc science geo

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