Nach dem Atomausstieg – Erneuerbare legen zu, Fossile gehen zurück, Versorgung bleibt gesichert

Der Atomausstieg mitten in der Energiekrise sorgte für Kopfschütteln. Doch die befürchteten Folgen sind ausgeblieben.

AKW Keine Energiekatastrophe nach Atomausstieg (Kurt Klement/Pixelio.de)
AKW Keine Energiekatastrophe nach Atomausstieg (Kurt Klement/Pixelio.de)

Vor einem Jahr gingen die letzten drei AKW in Deutschland vom Netz – fast zielgenau auf dem Höhpunkt der Energiekrise. Der Aufschrei der Kritiker schien mehr als gerechtfertigt. Tatsächlich blieb der vielfach beschworene Zusammenbruch der Netze aus. Weder gingen die Preise nach dem Atomausstieg gen Himmel. Noch stieg der Anteil des Kohlestroms. Auch die Importe stiegen nur geringfügig. Zum Jahrestag der Abschaltung hat das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (Fraunhofer ISE) die Folgen analysiert.

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Die Hauptsorge der Skeptiker galt der Versorgungssicherheit. Während der zwölf Monate vor der Abschaltung hatten die drei deutschen Atomkraftwerke Emsland,  Neckarwestheim und Isar allerdings nur noch 6,3 Prozent der öffentlichen Nettostromerzeugung erbracht. Der Ausgleich der durch den Ausstieg entstandenen Lücke war laut Fraunhofer ISE deshalb zu keinem Zeitpunkt ein Problem. Denn die verfügbare Leistung der steuerbaren Kraftwerke in Deutschland (ohne Solar und Wind) beträgt rund 90 Gigawatt. Die maximale Last lag mit rund 75 Gigawatt deutlich darunter.

Weniger Strom aus Gas und Kohle

Auch die Erwartung, dass der Anteil der Stromerzeugung aus fossilen Quellen steigen würde, hat sich nicht bestätigt. Vielmehr ging im Jahr nach dem Ende des Atomstroms die Stromerzeugung aus der Verbrennung von Kohle, Öl, Erdgas oder Müll um 26 Prozent zurück. Der Anteil an der öffentlichen Stromerzeugung sank auf rund 34 Prozent. Zu dem Rückgang kam es unter anderem aufgrund der hohen CO2-Zertifikatskosten und der gestiegenen Preise für Erdgas und Steinkohle.

Öffentliche Nettostromerzeugung in Deutschland Nicht-Erneuerbare gingen im ersten Jahr ohne Kernenergie um 26 Prozent zurück (© Fraunhofer ISE/energy-charts.info)

Atomausstieg – Preise gehen nach unten

Erst recht die Befürchtungen einer weiteren Strompreisexplosion gingen ins Leere. Der Strompreis an der Leipziger Strombörse fiel unter das Niveau vor dem russischen Angriff auf die Ukraine. Mit 5,4 Euro pro Kilowattstunde liegen die durchschnittlichen monatlichen Börsenstrompreise etwa halb so hoch wie vor zwölf Monaten.

Vielfach hatten Beobachter einen massiven Anstieg der Stromimporte erwartet. Die Importe sind den Untersuchungen des Fraunhofer ISE zufolge zwar tatsächlich gestiegen – allerdings moderat von rund 21 auf 23 Terawattstunden. Das lag aber nicht an mangelnden Kapazitäten in Deutschland. Vielmehr lagen die Gestehungskosten deutscher Kohlekraftwerke deutlich über den Kosten für nachhaltigen Strom aus Skandinavien oder der Schweiz.

Übrigens: Der Stromhandel mit dem Atomland Frankreich war im vergangenen Kalenderjahr so gut wie ausgeglichen. Deutschland hat aus Frankreich brutto 8,8 Milliarden Kilowattstunden importiert, ein Großteil davon Atomstrom. Allerdings gingen 8,4 Milliarden Kilowattstunden von Deutschland nach Frankreich – mehrheitlich nachhaltig erzeugter Strom. 

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