2023 wurde Deutschland wieder zum Nettoimporteur von Strom. Erstmalig seit 2003. Atomstrom aus Frankreich spielt beim Import eine geringere Rolle, als häufig angenommen.
Bis Ende des Jahres hatte Deutschland aus Frankreich brutto zwar 8,8 Milliarden Kilowattstunden importiert, ein Großteil davon Atomstrom. Allerdings gingen aber 8,4 Milliarden Kilowattstunden von Deutschland nach Frankreich – mehrheitlich nachhaltig erzeugter Strom. Die Bilanz 2023 ist – nach Kilowattstunden gemessen – also nahezu ausgeglichen. Wenn Deutschland im vergangenen Jahr zum Nettoimporteur von Stom geworden ist, lag das vor allem an den Importen aus den skandinavischen Ländern, der Schweiz und den Niederlanden.
In der Regel handelte es sich dabei um Strom aus Wasser- und Windkraft. Der größte Importeur war im Gesamtjahr 2023 Dänemark mit einem Überschuss von 10,7 Milliarden Kilowattstunden. Der Nettoimport aus Norwegen betrug 4,6 Milliarden Kilowattstunden, aus Schweden 2,9 Milliarden Kilowattstunden. Aus den Niederlanden kamen 2,1 Milliarden Kilowattstunden mehr als aus Deutschland bezogen wurden. Als größerer Nettoexporteur profilierte sich Deutschland nur gegenüber Österreich mit einem Überschuss von 5,8 Milliarden Kilowattstunden.
Nettoimporteur von Strom
Nach Arten der Stromerzeugung dominierte – während der ersten neun Monate 2023 – im Import zwar der Atomstrom mit 23 Prozent. Die Importe der Erneuerbaren zusammen gerechnet, kommen diese im gleichen Zeitraum aber auf 53,6 Prozent des deutschen Importstroms. Nicht zutreffend ist die Behauptung, Deutschland importiere seit dem Atomausstieg vor allem Atomstrom. Der Import von Atomstrom ist zwar gestiegen. Bis einschließlich Sepember war jedoch der Anteil der Erneubaren beim Stromimport in jedem Monat mehr als doppelt so hoch wie der Atomstrom-Anteil.
Der grenzüberschreitende Stromhandel dient auch als virtueller Stromspeicher. Er nutzt die verschiedenen Lasten- und Zeitprofile der jeweiligen Stromart. Mittags erzeugt die Solarspitze mehr Strom als in Deutschland konsumiert werden kann. Nachts muss wohlfeiler Windstrom um Stunden in Richtung Tag verschoben werden. Der Austausch hilft dabei, den überschüssigen Strom zu retten und mangelnden Strom aus dem Ausland zu importieren statt ihn kostspielig selbst zu erzeugen.
Preise gehen nach unten
Schön für Industrie und Verbraucher: Der Durchschnittspreis im Stromgroßhandel sank im abglaufenen Gesamtjahr wieder auf das Niveau des Jahres 2021. Tausend Kilowattstunden kosteten 95,18 Euro (also grob gerechnet, zehn Cent pro Kilowattstunde). Damit lag der Preis um mehr die Hälfte niedriger als im Jahre 2022 (235,45 Euro pro tausend Kilowattstunden).
Zum erstenmal übertraf der Anteil an grünem Strom den Anteil von Strom aus fossilen oder nuklearen Quellen. Aktuell beträgt die CO2-Klimalast pro Kilowattstunde deutschen Stroms nur noch 253 Gramm. Nachteil des hohen Grünstromanteils: Wegen der schwankenden Erzeugung aus Wind und Sonne schwankt auch der Strompreis an der Leipziger Strombörse. Besonders billig war der Strom am Sonntag, dem 2. Juli zwischen 14. und 15 Uhr, als er auf minus 50 Cent pro Kilowattstunde fiel. Hingegen kostete die Kilowattstunde am 11. September zwischen 19 und 20 Uhr 52,73 Euro.
Mehr: Edison; Handelsblatt
Sie hatten Recht. Mea culpa. Ist korrigiert worden.
Danke für den interessanten Artikel. Bitte beachten Sie, dass am Schluss (wie leider heute allzu oft) Kilowatt und Kilowattstunden verwechselt werden.
„Besonders billig war der Strom am Sonntag, dem 2. Juli zwischen 14. und 15 Uhr, als er auf minus 50 Cent pro Kilowattstunde fiel. Hingegen kostete das Kilowatt am 11. September zwischen 19 und 20 Uhr 52,73 Euro pro Kilowatt.“
Die Stromkosten sind immer auf die Enegiemenge (Kilowattstunden) bezogen, nie auf die Leistung (Kilowatt). Bitte tragen Sie durch Ihre Sorgfalt dazu bei, dass die Unterschiede allen Lesern klar werden!