Grüner Wasserstoff wird womöglich doppelt so teuer wie gedacht – und fällt damit fürs Heizen und Autofahren praktisch aus

Grüner Wasserstoff gilt als Schlüssel für die Energiewende. Doch Berechnungen zeigen, dass dieser doppelt so teuer werden dürfte wie gedacht. Damit wäre er viel zu wertvoll, um ihn beim Heizen und Autofahren zu verbrennen.

Schlüssel für die Stahl- und Zementindstrie und die gesamt Energiewende: Gefahr, dass grüner Wasserstoff doppelt so teuer wird wie gedacht (Foto: akitada31 / pixabay)
Schlüssel für die Stahl- und Zementindustrie sowie für die gesamt Energiewende: Gefahr, dass grüner Wasserstoff doppelt so teuer wird wie gedacht (Foto: akitada31 / pixabay)

Wasserstoff, mit Hilfe grünen Stroms durch die Aufspaltung von Wasser erzeugt, ist der Königsweg, um die Stahl- und die energiefressende Zementherstrellung klimafreundlich zu gestalten – und damit die Energiewende zu schaffen. Denn beide Industrien sind neben der Verstromung von Flüssiggas, Pipeline-Gas und Kohle die größten CO2-Produzenten hier zu Lande. Doch der klimafreundliche Umbau dürfte deutlich teurer werden “als gedacht”. Das ist das Ergebnis einer Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting. Statt drei Euro dürfte das Kilo grüner Wasserstoff voraussichtlich fünf bis acht Euro kosten, im Schnitt also doppelt so viel.

Doppelt so hoher Preis von Wasserstoff – über der Schmerzgrenze

Kommt es dazu, hat dies mehrere Folgen. Zum einen dürfte der Druck auf den Staat weiter zunehmen, mit gewaltigen Subventionen die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen zu erhalten. Schon jetzt fordern die Unternehmen vereint Geld vom Staat, da der Vollkostenpreis des grünen Wasserstoffs laut dem Beratungsunternehmen E-Bridge Consulting bereits bei rund 6,20 Euro pro Kilogramm liegt. Für deutsche Unternehmen liegt die Schmerzgrenze hingegen oft bei vier bis maximal fünf Euro. Zum andern wird grüner Wasserstoff dadurch zu wertvoll, um ihn zu verheizen, wie von der FDP immer wieder ins Spiele gebracht wird. Gleiches gilt für die Verwendung als Treibstoff für Autos, von dem ebenfalls die FDP im Zuge ihrer Forderung nach Beibehaltung des Verbrennungsmotors schwadroniert.

Importe aus Australien oder Brasilien brächten keine Entlastung

Grund für den voraussichtlich hohen Preis des grünen Wasserstoffs liegt an seiner Herstellung mit Hilfe sogenannter Elektroliseure und mit Strom aus erneuerbaren Quellen, etwa Wind und Sonne. Denn preiswert ist dieser nur, wenn er in großen Mengen anfällt. Doch dies ist meist eher nur kurze Zeit der Fall. Entweder der Hersteller muss dann teuren Strom kaufen, wenn er mangels Angebot mehr kostet. Oder er lässt die Anlage nicht rund um die Uhr, wodurch dann jedoch die Kapitalkosten steigen. Die Hoffnung, das Problem durch Importe etwa aus Australien, Saudi-Arabien oder Brasilien zu lösen, trügt. Nach Berechnungen des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE kostet die Erzeugung eines Kilogramms Wasserstoff in Brasilien, Australien und dem Norden Kolumbiens zwar nur zwischen 3,20 und 3,60 Euro. Doch durch den Schiffstransport erhöhen sich die Preise auf knapp sechs Euro.

Mehr: taz

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