Australischer Wasserstoff per Schiff rund um die Erde?

Der australische Geschäftsmann Andrew Forrest will bis 2030 Jahr für Jahr mindestens 15 Millionen Tonnen grünen Wasserstoff nach Deutschland liefern – 30-mal mehr als die Wasserstoffstrategie der Regierung vorsieht. Der Haken: Die Kosten für die Umwandlung des flüchtigen und energiearmen Gases in ein transportfähiges Gut sind gigantisch.

Kawasaki-Transportschiff für Wasserstoff – Logistik treibt Kosten (Foto: Hunini)

In der deutschen Wasserstoff-Szene finden die Pläne von Forrest erwartungsgemäß viel Beifall. Man brauche Projekte in dieser Dimension, sagt der Direktor am Fritz-Haber-Institutder Max-Planck-Gesellschaft Berlin, Robert Schlögl, dem Düsseldorfer Handelsblatt. In Deutschland würden zur Erreichung der Klimaneutralität zig-Millionen Tonnen grüner Wasserstoff benötigt. Die Vorgaben der nationalen Wasserstoff-Strategie von 0,5 Millionen Tonnen reichten nicht. Schlögl ist auch Mitglied des Nationalen Wasserstoffrates.

Außer Zweifel steht, dass in Australien hinreichend nachhaltiger Strom zu günstigen Preisen erzeugt werden kann. Das Land verfügt über weite unbewohnte Gebiete, die sowohl windreich wie sonnig sind. An klimatisch vergleichbaren Wüstenstandorten in Saudi-Arabien kostet die Erzeugung einer Kilowattstunde Solarstrom ein Cent. Zum Vergleich: Kohlestrom in Deutschland kostet pro Kilowattstunde zwischen 4,9 und 7,5 Cent.

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Ebenso unumstritten ist, dass ein klimaneutrales Deutschland nach 2050 etwa ein Drittel seiner Energie importieren muss. Infrage kommen vornehmlich Partner aus Ländern, in denen Solar- und Windenergie günstig zu erzeugen ist und die über weite unbewohnte Landstriche verfügen – wie zum Beispiel Australien.

Teurer Transport

Forrest, der im Minengeschäft reich geworden ist, will bis 2030 in Australien Solar- und Windparks mit einer Leistung von 150 Gigawatt installieren. In Deutschland sind aktuell 109 Gigawatt installiert. Der Erz-Magnat geht davon aus, dass Wasserstoff als Energieträger günstiger wird, wenn das Gas in hohen Volumina erzeugt, gehandelt, transportiert und verbraucht wird. Jedoch ist der Transport von Wasserstoff aufwendig, weil Wasserstoff nur

  • unter hohem Druck,
  • als Flüssigkeit bei einer Temperatur von 270 Grad minus,
  • verarbeitet zu Methanol oder anderen Verbindungen,
  • in hochporösen Materialien adsorptiv oder
  • in Metallhydriden gespeichert

transportiert werden kann. Selbst der Transport per Rohrleitung ist vergleichsweise teuer, weil die Energiedichte von Wasserstoff dreimal geringer als die von Erdgas ist. Bei Schiffstransporten gilt die Verflüssigung als die kostengünstigste Variante. Eine Untersuchung des Energiewissenschaftlichen Instituts der Universität Köln kam jedoch zu dem Ergebnis, dass ab Importhafen in Deutschland das Kilogramm Wasserstoff etwa vier Euro kosten würde. Ein Kilowatt würde folglich rund 12 Cent kosten. In Deutschland erzeugte Energie aus Wind und Sonne ist günstiger. Forrest Kalkulation kann daher nur aufgehen, wenn neue Techniken Erzeugung und Übersee-Transport von Wasserstoff verbilligen.

Mehr: Handelsblatt

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