“Bienenhelden” wollen Bienen retten – und die Welt

Beehero will nichts weniger als die Nahrungsversorgung der Menschheit sichern. Das israelische Startup entwickelt Techniken für die Kontrolle von Bienenstöcken und ihren Bewohnern, den Bienen.

Bienen Das israelische Startup Beehero will Bienenstöcke retten (gnubier/pixelio.de)
Bienen Das israelische Startup Beehero will Bienenstöcke retten (gnubier/pixelio.de)

Heute schon Kaffee getrunken? Dazu ein Brot mit Schokoaufstrich gegessen? Wenn ja, können Sie sich bei den Bienen bedanken. Denn weder Kaffee-, noch Kakaopflanzen würden ohne die Bestäubung durch Biene gedeihen. Rund 75 Prozent aller Nutzpflanzen hängen wesentlich von einem einzigen Bestäuber ab – der Honigbiene. Ohne Biene keine Nahrung. Albert Einstein soll gesagt haben: “Wenn die Biene von der Erde verschwindet, hat der Mensch noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr.”

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Das Problem: Die Bienen sind gefährdet. In den USA starben im vergangenen Jahr 48 Prozent der Bienenvölker. In den beiden Jahren davor waren es 50 Prozent. Über die vergagnenen zwölf Jahre hinweg verschwanden im Schnitt 40 Prozent der Völker. Das ist zuviel. Imker gehen davon aus, dass ein Verlust von bis zu 21 Prozent über den Winter hinnehmbar ist. Ein möglicher Grund für das CCD (Colony Collapse Disorder) genannte plötzliche Eingehen von Bienenvölkern ist Verbreitung der Varroamilbe. Doch auch die Schwächung der Völker durch Pestizide oder Anpssung der parasitären Buckelfliege an Bienen als neuem Wirt können Ursachen sein.

Nur der Arbeit der Imker ist es zu verdanken, wenn die Population sich dennoch einigermaßen erhält. Diese Arbeit unterstützt Beehero (Bienenheld). Gegründet wurde das Startup in Israel im Jahr 2017, etwa zehn Jahre nach Beginn des großen Bienensterbens.

Alles unter Kontrolle

Die Idee ist einfach: In jedem Bienenstock befindet sich ein Sensor, der in Echtzeit die wichtigsten Parameter überwacht wie Feuchtigkeit, Temperatur, Geräuschpegel, Lichtverhältnisse. Die Daten landen in einer Cloud, wo sie analysiert werden. Aus der Kombination der Parameter kann die Software ableiten, ob es den Bienen gut geht. Oder ob ein Parasit sich im Bienenstock ausbreitet und der Bestand abnimmt. Auch ob eine Königin fehlt oder das Volk zum Schwärmen bereit ist, kann aus den Daten geschlossen werden. Zusätzlich erhalten die Imker Informationen über die Außentemperratur oder Regen, Sturm und Hagel.

Wenn es Eingreifbedarf gibt, meldet sich die Software beim Imker mit konkreten Vorschlägen wie “Bienstock vergrößern” oder “Königin einsetzen”. Dank Beehero braucht der Imker die Bienstöcke nicht mehr persönlich überwachen. Konnten Imker bislang maximal zehn Prozent ihrer Stöcke kontrollieren, so ist dank Beehero eine vollständige und lückenlose Beobachtung möglich. Der Erfolg spricht für sich: Das Bienensterben konnten die Bienenhelden in den von ihrem Chip überwachten Stöcken um rund die Hälfte vermindern. Außerdem sind Kolonien in den Stöcken mit Beehero-Chips größer. Sie enthalten im Schnitt elf Rahmen, 40 Prozent mehr als der Branchendurchschnitt.

Big Business in den USA

Das große Geschäft macht Beehero in den USA, vor allem in Kalifornien. Dort, in Del Rey, einem Vorort von Fresno, befindet sich inzwischen der Sitz des Unternehmens. Doch arbeitet noch gut die Hälfte der 65 Mitarbeiter in Tel Aviv. In der israelischen Wirtschaftsmetropole sitzen auch Forschung und Entwicklung.

In den USA befinden sich über 200 000 kommerzielle Bienenstöcke unter der Obhut von Beehero. Jenseits des Atlantiks ist die Imkerei ein Wander-Business. Auf den riesigen Mandelfeldern Kaliforniens oder den Apfelplantagen im Bundesstaat Washington stellen die professionellen Imker im Auftrag der Farmer ihre Bienenstöcke auf. Im Winter plazieren die Imker ihre Stöcke im milden Florida und ziehen während der Bestäubungsperiode mit den Stöcken durchs Land. Für die Farmer, so belegte ein Fallstudie, kann der Einsatz der Beehero-Technik die Einnahmen über 20 Prozent steigern.

Das Startup verfügt heute über den größten Datenschatz zu Bienen weltweit. Die New Times zeichnete es im vergangenen Jahr mit dem Good Tech Award aus. In diesem Jahr wurden Beehero in die Liste CNBC Disruptor 50 aufgenommen. Zufrieden mit ihren Erfolgen wollen sich die Bienenhelden aus Tel Aviv nicht geben. Vor allem bei der Verminderung der Bienensterblichkeit, die sie in den von ihnen betreuten Stöcken immerhin von 50 auf 27 Prozent senkten, wollen sie noch eins drauf legen.

Mehr: Jüdische Allgemeine, Forbes

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