Home Biogas – Israels Armee macht aus Küchenresten Energie

Bisher standen die schwarzen, zeltförmigen Biogas-Anlagen des Startups Home Biogas vor allem in den Gärten israelischer Familien. Die Testanlage bei der Armee ist ein weiterer Schritt, um das Geschäft mit Großanlagen auszubauen.

Es geht auch größer Die Mitgründer von Home Biogas Oschik Efrati und  Boaz Schweiger mit einem Armee-Offizier beim Start der Testanlage (Foto: Tsahal)
Es geht auch größer Die Mitgründer von Home Biogas, Oschik Efrati und Boaz Schweiger, mit einem Armee-Offizier beim Start der Testanlage (Foto: Tsahal)

Sie sehen aus wie eine Mischung aus Zelt und schwarzem Sack. An einem Ende befindet sich ein Trichter zum Einfüllen von Kartoffel-, Melonen-, Zwiebelschalen und anderem Küchenabfall. Am anderen Ende gibt es einen Auslass für den flüssigen Dünger und ein Rohr für das gewonnene Gas zum Kochen. Die kleinen Biogas-Anlagen haben es in sich. Sie können je nach Modell sechs bis 20 Liter Küchenabfälle täglich verarbeiten und liefern Gas für bis zu sechs Stunden Kochzeit. Die Preise bewegen sich umgerechnet zwischen rund 975 und 1 775 Dollar. Inzwischen stehen 30 000 dieser Mini-Anlagen in den Gärten und Höfen nicht nur in Israel, sondern in über hundert Ländern.

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Die vor wenigen Tagen angefahrene Anlage für Israels Armee ist ein weiterer Schritt zum Ausbau des noch jungen Geschäfts mit Großanlagen. Statt maximal 20 Liter Abfälle verarbeiten die großen Bioreaktoren bis zu tausend Liter pro Tag. Typische Kunden sind Kibbuzim, Agrarbetriebe, Restaurants oder Schulen. Der neue Reaktor am Standort Glilot bei Herzlia verarbeitet bis zu 500 Liter Abfall. Mit dem gewonnenen Gas erhitzt die Militärbasis Wasser für die Duschen oder die Küche.

Millionen für Müllbeseitigung

Hinzu kommt die Reduzierung von Abfall. Die israelische Armee gibt pro Jahr 22 Millionen Dollar für Abfallentsorgung aus. Der Großteil der Küchenabfälle wurde bislang nicht weiterverarbeitet, sondern landete auf Mülldeponien. Mit dem neuen System spart die Armee nicht nur Kosten ein. Sie verkleinert auch ihren CO2-Fußabdruck. Ohne die Anlage würden die Essensreste sich in der Atmosphäre versetzen und Treibhausgase produzieren.

Der Leiter der Abteilung für Umweltschutz und Infrastruktur in der Armee, Eitan Aram, kommentierte den Start der Testanlage: „Dies ist der erste Schritt zur Einführung nachhaltiger und kreislauforientierter Wirtschaftspraktiken in der israelischen Armee.” Die Streitkräfte planen, das Projekt in naher Zukunft auszuweiten. Armee und Home Biogas wollen das System zunächst ein Jahr lang ausgiebig testen. Danach soll geprüft werden, wie der Reaktor auf weitere Militärbasen eingesetzt werden kann.

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Wertvolle Abfälle Aus Küchenmüll Gas zum Kochen und Dünger (Home Biogas)

Home Biogas ist ein Sartup aus dem Städtchen Beit Yanai, etwa 30 Kilomter nördlich von Tel Aviv. Die Gründer wollten ursprünglich vor allem Familien in Entwicklungsländern ermöglichen, mit selbstproduziertem Gas zu kochen, ihren biologischen Müll umweltgerecht zu entsorgen und zusätzlich Dünger zu gewinnen. Nach der Gründung 2012 installierte die israelische Regierung die Mini-Anlagen zunächt in Beduinen-Siedlungen in der Wüste Negev. Der Erfolg des Projektes machte verschiedene Regierungen des globalen Südens neugierig. Unter anderem erwarb die Dominikanische Republik 50 Anlagen, um die Abhängigkeit der Landbevölkerung von Feuerholz zu vermindern.

Analysten optimistisch

Heute macht Home Biogas fast die Hälfte seines Umsatzes in Entwicklungs- und Schwellenländern. In den vergangenen zwei Jahren legte der Umsatz des Hundert-Personen-Unternehmens um mehr als das Vierfache auf 4,7 Millionen US-Dollar zu. Wie viele Startups schreibt das Unternehmen noch keine schwarze Zahlen. Die Aktie hat zwar in den vergangenen zwölf Monaten fast zwei Drittel ihres Wertes verloren. Im Frühling noch waren Analysten allerdings wegen steigender Energie- und C02-Preise sowie des starken Wachstums in neuen Märkten optimistisch.

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