Das Pariser Wahrzeichen leidet unter Bleivergiftung

Die Stahlkonstruktion sollte Ende des kommenden Jahres in neuem Glanz erstrahlen. Seit 2019 ersetzen Spezialisten die alten Farbschichten. Doch nun ruhen die Arbeiten, weil in der Umgebung hohe Bleikonzentrationen festgestellt wurden.

Pariser Eiffelturm Farbe voller Blei (Frank Weyen/Pixelio)

Die Betreibergesellschaft des Bauwerks, die Sete, hatte sich dazu entschlossen, bei der aktuellen Renovierung die alten Farbschichten so weit wie möglich abzutragen. In der Vergangenheit war dies nur an besonders sensiblen Stellen und weniger gründlich gemacht worden. Dass dieses Projekt schwieriger als bisherige Neuanstriche sein würde, war den Restaurateuren schon vor Beginn der Arbeiten klar. Schließlich handelt es sich um die zwanzigste Überholung des Gebäudes – wobei bis zum Jahr 1995 bei jedem Neuanstrich dutzende Tonnen bleihaltige Farbe aufgetragen wurden.

Auch bei der jetzigen Renovierung versprühen die Arbeiter 60 Tonnen Farbe – allerdings ohne Bleianteil. Ursprünglich sollten die achtzig Arbeiter zum November kommenden Jahres fertig werden. Dieser Termin wird mit Sicherheit nicht eingehalten. Auch die geplanten Kosten von 50 Millionen Euro werden wohl überschritten. Allerdings gehen die Betreiber davon aus, dass bis zu den Olympischen Spielen im Jahr 2024 die Arbeiten abgeschlossen sind.

Bislang hatten die Eiffelturm-Restaurateure versucht, die Arbeiter und die Umgebung durch feinmaschige Planen vor Vergiftungen zu schützen. Doch Anfang des Jahres zeigte sich, dass diese Maßnahmen nicht ausreichen. Regen und Wind haben die Farbpartikel weiter fortgetragen als erwartet. Die Sete hat seitdem die Anzahl der wöchentlichen Bodenproben von 50 auf 70 erhöht. Seit Anfang Februar ruhen die Arbeiten. Zurzeit versuchen Spezialisten neue Verfahren zu entwickeln, bei denen der Farbabrieb weniger stark verteilt wird. Die Kommunalpolitiker und Einwohner von Paris sind seit dem Brand von Notre Dame sensibilisiert. Das Dach der Kathedrale war bleigedeckt. Damals mussten Schulen geschlossen werden. Die Arbeiten wurden – wie jetzt am Eiffelturm – für Monate unterbrochen.

Eiserne Dame in goldigem Glanz

“La dame de fer” (eiserne Dame) erstrahlte in der Vergangenheit mal ockerfarben, mal dunkelrot. Seit 1968 ist der 324 Meter hohe Stahlturm in verschiedenen Braunstufen gehalten. Weil sie sich zur Spitze hin verdunkelten, wirkte der Turm leichter. Nun soll die Farbe durch einen gelbbraunen Ton ersetzt werden – so wie es sich der Erbauer Gustave Eiffel 1907 anlässlich einer anstehenden Renovierung gewünscht hatte.

Für die Sete (Société d’Exploitation de la Tour Eiffel) stellen die Unterbrechungen eine wirtschaftliche Kraftprobe dar. Denn schon die Folgen der Pandemie hatten das Budget im vergangenen Jahr mit 52 Millionen Euro belastet. Die 340 Mitarbeiter mussten mehrfach in Kurzarbeit geschickt werden.

Mehr: La Croix

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