Über Wochen war es unklar. Inzwischen steht fest: Es war der Wolf. Ein Bauer aus dem Bonner Vorort Swisttal hatte Ende Februar zwei tote und drei schwer verletzte Schafe zu beklagen. Genetische Untersuchungen belegen, dass es sich um Wolfsrisse handelt. In den vergangenen Wochen hatte es bereits mehrere Wolfsangriffe auf Schafe an Rhein und Ahr gegeben.
In der Eifel war der letzte Wolf 1883 bei Blankenheim erlegt worden. Im direkten Bonner Umland lebten seit 1835 keine Wölfe mehr. Mit den insgesamt vier Wolfsattacken seit Jahresanfang steht fest, dass der Wolf endgültig die Rheingrenze überschritten hat und sich in den linksrheinischen Gebieten ansiedelt. Bis Mitte vergangenen Jahres hatte sich Meister Isegrim nur äußerst selten westlich des Rheins gezeigt. Vereinzelte Beobachtungen oder Risse gab es bei Kleve vor drei Jahren und im Monschauer Gebiet im Frühjahr 2019.
Für einen Wolf ist das Überschwimmen des Rheins allerdings kein Problem. In den pazifischen Küstenregionen Kanadas schwimmen Wölfe kilometerweit von Insel zu Insel. Auch Brücken werden von Wölfen benutzt. Trotzdem fühlten sich Schafzüchter links vom Rhein bis dahin sicher. Das ist vorbei. “Wir werden mit Risiko leben müssen”, teilte Landwirt Hermann Mirgeler dem Bonner General-Anzeiger mit. Mirgeler hat bei der Wolfsattacke in der Nacht zum 20. Februar fünf trächtige Schafe verloren. Zwei waren tot, als er morgens auf die Weide trat, Drei Schafe mussten durch Notschlachtung von ihren Qualen erlöst werden. Der anderthalb Meter hohe Zaun hatte die Tiere nicht geschützt.
Hunde sind gefährlicher
Der finanzielle Schaden wird dem Bauern vom Land Nordrhein-Westfalen zwar erstattet. Pro Schaf kann er – je nach Schätzung der zuständigen Züchterzentrale – mit mehren hundert Euro rechnen. Die Schafzüchter wissen jedoch nicht, wie sie künftig ihre Schafe zuverlässig sichern sollen. Ein Wolf, so die Einschätzung Mirgelers, überwindet auch einen zwei Meter hohe Zaun.
Die Zahl der Wolfsschäden in Deutschland hat sich in den Jahren zwischen 2015 und 2019 auf 2900 getötete oder verletzte Tiere mehr als vervierfacht. Dennoch gelten wildernde Hunde als deutlich gefährlicher. So kam vor zwei Jahren eine Auswertung der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg zu dem Ergebnis, dass bei 61 Fällen getöteter Nutztiere nur in vier Fällen der Wolf zugebissen habe.
Mehr: Bonner General-Anzeiger
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