Um wegen ausgefallener Flüge durch die Corona-Krise keine Flugrechte zu verlieren, jettet die Deutsche Lufthansa massenhaft mit Maschinen ohne Passagier durch die Lüfte – ohne Rücksicht auf das Klima.

Eigentlich wird wegen Corona erheblich weniger geflogen als vor der Pandemie. Dafür kommt es jetzt aber zu Flügen, die es bisher nicht gab, nämlich zu Geisterflügen. Das sind Flüge ohne Passagiere, einfach so. “Im Winter werden wir 18 000 zusätzliche unnötige Flüge durchführen”, so Carsten Spohr, Chef der Deutschen Lufthansa. Betroffen seien besonders Deutschland, die Schweiz, Österreich und Belgien, also Länder, in denen sich Maschinen des Konzerns und seiner Tochterunternehmen in die Lüfte schwingen. Und das “nur um die Start- und Landerechte an bestimmten Flughäfen zu erhalten”, so Spohr. Dass dadurch Tonnen von Kerosin verbrannt werden und weiter die Atmosphäre aufgeheizt wird, spielt dabei eine untergeordnete Rolle.
Im Namen der Umwelt zu vermeiden
Schuld an dem Klimaskandal sind Vorgaben der EU-Kommission, dass Fluggesellschaften ihre Start- und Landerechte zu einem Mindestprozentsatz bedienen müssen, um sie behalten zu dürfen und Wettbewerber nicht einfach blockieren zu können. Vor Corona waren dies 80 Prozent, in der gegenwärtigen Pandemie reicht es seit März 2020, die Rechte zu 50 Prozent zu nutzen, damit sie nicht verfallen. Laut der Zeitung “Brussels Time” soll die Reduzierung auf 50 Prozent jedoch im kommenden März fallen. Allerdings erweist sich selbst die 50-Prozent-Marke offenbar als zu hoch. Denn nach Angaben des Branchenverbandes IATA, der für 82 Prozent des weltweiten Flugverkehrs steht, lag die Zahl der Flüge Ende vergangenen Jahres gegenüber 2019 auf einem Niveau von 34 Prozent. Folge für die Lufthansa-Tochter Brussels Airlines: Bis März müssten 3000 Flüge durchgeführt werden. “Wir würden sie eigentlich streichen”, so eine Unternehmenssprecherin, “und sie sollten im Namen der Umwelt auch vermieden werden.”
Fronten verhärtet
Eine Lösung des Problems könnte in einer weiteren Absenkung der Mindestflüge oder aber im Verzicht der Airlines auf die Geisterflüge sein, was allerdings den Verlust von Start- und Landrechten bedeuten würde und zu einem Hickhack mit möglichen Konkurrenten führen könnte. Aktuell scheinen die Fronten verhärtet. Während die IATA selbst die 50-Prozent-Marke als zu hoch und “ohne Bezug zur Realtität” geißelt, spielt die Vereinigung der europäischen Flughäfen das Problem herunter, als wären Flugzeuge wahre Klimaengel. Das Gerede von Geisterflügen und ihren Umweltauswirkungen, so die offizielle Stellungnahme, scheine den “Eindruck eines Weltruntergantsszenarios” bezwecken zu wollen, “das es in Wirklichkeit nicht gibt.”
Mehr: Gizmodo
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