Einwohner von Beijing geben Geld für gute Luft

Ökonomen haben in einem Experiment gezeigt, dass Einwohner der chinesischen Hauptstadt Beijing bereit sind, für den weltweiten Klimaschutz zu bezahlen, wenn dadurch die Luft für sie persönlich besser wird.

Chinas Hauptstadt Beijing im Smog: Zusatzanreize für mehr Klimaschutz nötig (Foto: Kevin Dooley)

Das Experiment lief so: 317 zufällig ausgewählte Einwohner der chinesischen Hauptstadt Beijing sollten zum weltweiten Klimaschutz beitragen können, indem sie von ihrem eigenen Geld Rechte zum Ausstoß von CO2 kaufen konnten. Dabei durften sie wählen, ob sie mit den sogenannten Zertifikaten den CO2-Ausstoß in ihrer eigenen Stadt senken wollten oder in der Millionenmetropole Shenzhen rund 2 000 Kilometer südlich, was für das Klima weltweit auf das Gleiche herauskam. Angeboten wurden ihnen Zertifikate im Wert von jeweils150 Euro, was dem Recht zum Ausstoß für 60 Tonnen CO2 entsprach. Die Papiere wurden anschließend vernichtet, minderten somit das Recht, CO2 auszustoßen. Dadurch steigen tendenziell die Preise für die verbleibenden Zertifikate, was schließlich zur Minderung des CO2-Ausstoßes beiträgt.

Bessere Luft näher als das Weltklima

Das bemerkenswerte Ergebnis: Die Nachfrage nach Zertifikaten für Peking war deutlich höher als für Shenzen. Für Volkswirtschaftsprofessor Bodo Sturm von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK) zeigt dies, dass für die Menschen in Beijing beim Erwerb der CO2-Zertifikate weniger der globale Klimaschutz im Vordergrund stand, sondern viel mehr die Möglichkeit, die Luft in der smoggeplagten Megastadt zu verbessern. Sturm führte das Experiment zusammen mit anderen Wissenschaftlern aus Deutschland und China durch.

Zusatzanreize nötig

Aus ihrer Erkenntnis leiten die Ökonomen eine wichtige Forderung ab, um die Akeptanz von Klimaschutzmaßnahmen in der Bevölkerung zu erhöhen. „Für die internationale Klimapolitik bedeutet dies, dass die Zusatznutzen des Klimaschutzes wie saubere Luft, aber auch Beschäftigungswirkungen oder Energiesicherheit stärker im Zentrum der Überlegungen stehen müssen“, so Andreas Löschel von der Universität Münster. Dies gelte vor allem für Schwellen- und Entwicklungsländer wie China, in denen fossile Energieträger genutzt würden. Dort ließen sich die Anreize für Investitionen in Klimaschutz steigern, wenn sie mit zusätzlich in Aussicht gestellten Verbesserung kombiniert würden.

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