Europas Gewerkschafter wollen Gesetze gegen Hitzetod am Arbeitsplatz

Rund 23 Prozent der Arbeiter und Angestellten der EU-Länder verbringen mindestens ein Viertel ihrer Arbeitszeit bei hohen Temperaturen. Am Bau sind es sogar 36 Prozent.

Arbeit bei Hitze Schwitzen auf dem Bau (WikiImages/Pixabay)

Die zunehmenden Meldungen über Todesfälle und Gesundheitsschäden durch Hitze haben Europas Gewerkschaften auf den Plan gerufen. „Zwei Arbeiter starben letzte Woche in Spanien an einem Hitzschlag. In Frankreich, einem Land, das die Temperaturen bei der Arbeit nicht begrenzt, starben 2020 12 Menschen durch hitzebedingte Arbeitsunfälle“, erklärte der Europäische Gewerkschaftsbund (EGB) heute. Erst am Donnerstag sei in Spanien ein Mann bei der Verteilung von Flugzetteln in Briefkästen durch einen Hitzschlag zu Tode gekommen. In Frankreich seien im Jahr 2022 zwölf Menschen durch hitzebedingte Arbeitsunfälle zu Tode gekommen. Die tatsächliche Zahl der Opfer dürfte weit höher liegen.

„Die Arbeiter stehen jeden Tag an vorderster Front der Klimakrise und sie brauchen Schutz, um der ständig wachsenden Gefahr extremer Temperaturen zu begegnen“, sagte der stellvertretende EGB-Generalsekretär Claes-Mikael Ståhl anlässlich der Vorstellung der Gewerkschaftsinitiative. Beim Klima gehe es nicht um nationale Grenzen. „Deshalb brauchen wir europaweit geltende Rechtsvorschriften über maximale Arbeitstemperaturen.“ Europas Politiker säßen in klimatisierten Büros. Sie dürften die Gefahren, denen die Arbeiter angesichts der Hitzewellen ausgesetzt sind, nicht vernachlässigen.

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Längere Arbeitszeiten durch Hitze

Hitze am Arbeitsplatz ist nicht nur ein Gesundheitsrisiko. Die Arbeitsproduktivität lässt mit jedem Wärmegrad über 24 Grad bis zu fünf Prozent nach. Arbeiter mit Zielvorgaben sind deshalb gezwungen, länger zu arbeiten. Dies berichtet der Report „Heatwaves as an occupational hazard“ des Europäischen Gewerkschaftsinstituts (ETUI).

Tragödien wie die Todesfälle in Frankreich und Spanien werden laut EGB in Zukunft noch häufiger vorkommen – wenn nicht eine umfassende Regelung gefunden werde. Eine Umfrage unter EGB-Gewerkschaften habe gezeigt, dass nur wenige Länder über Rechtsvorschriften zum Schutz von Arbeitnehmern vor Hitzestress verfügen. Der EGB forderte auch, die deutlichen Reduzierungen der Zahl der Aufsichtsbeamten während der vergangenen Jahre rückgängig zu machen, damit geltende Gesetze eingehalten würden.

In vielen Ländern gebe es nur Empfehlungen. Dies reiche nicht aus. Das zeige auch die Situation in den Vereinigten Staaten, wo vor allem prekär Beschäftigte Opfer von Hitze am Arbeitsplatz seien. Auf sie entfielen 70 Prozent aller hitzebedingten Todesfälle in der ersten Arbeitswoche.

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