ExxonMobil schiebt Schuld auf Konsumenten

Forscher der amerikanischen Elite-Universität Harvard dokumentieren mit Hilfe Künstlicher Intelligenz, wie der US-Ölgigant ExxonMobil mit gezielter Klima-Propaganda den Konsumenten die Schuld an der Erderwärmung gibt.

Agitprop auf allen Kanälen: ExxonMobil-Zentrale in Housten im US-Bundesstaat Texas (Foto: WhisperToMe)

Wer kennt sie nicht, die wohlfeilen Appelle an die Allgemeinheit? „Wir“ sind es, die für die Erderwärmung verantwortlich sind, schuld sind die „Konsumenten“, weil sie zu viel klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre blasen. Dass die vermeintlich eingängige Erzählung auf gezielter Propaganda unter anderem der Ölindustrie beruht, haben jetzt Forscher der amerikanischen Elite-Universität Harvard herausgefunden, indem sie mit Hilfe Künstlicher Intelligenz 212 öffentliche und interne Dokumente sowie 76 anzeigenähnliche Artikel des US-Ölgiganten ExxonMobile analysierten. Das Unternehmen war in dem halben Jahrhundert von 1965 bis 2017 der Energiekonzern mit dem viertgrößten CO2-Ausstoß der Welt.

Schuld sind angeblich „wir alle“

„Die eine in der Öffentlichkeit vorherrschende Erzählung über den Klimwandel besagt, ‚Schuld daran haben wir alle‘. Die andere besagt, dass die Gesellschaft in absehbarer Zukunft auf fossile Treibstoffe angwiesen sein wird. Wie wurde dies zu einer allgemeinen Erkenntnis?“ fragen die Autoren der Studie, die Harvard-Forscher Geoffrey Supran und Naomi Oreskes, und geben die Antwort: „Wir zeigen, dass eine Quelle dieser Argumente die Propaganda der Erdölindustrie ist. ExxonMobil arbeitete mit seiner Werbung daran, die Verantwortung für die globale Erwärmung weg von der Erdölindustrie hin zu den Kosumenten zu verschieben.“ Die grundsätzliche Beinflussung der öffentlichen Meinung durch ExxonMobil lief den Erkenntnissen der beiden Wissenschaftler zufolge nach dem Motto: „Hey, wirf uns nicht vor, dass wir den Leuten geben, was sie wollen!“

ANZEIGE

Vorbild Tabakindustrie

Die Studie sagt voraus, dass Unternehmen wie ExxonMobil weiter die Strategie verfolgen werden, die von der Tabaikindustrie entwickelt wurde. In ihren Botschaften propagiere die Branche Rauchen als „Freiheit zu rauchen“, so die Autoren. „Die Erzählweise von ExxonMobil erinnert an die Anstrengungen der Tabakindustrie, die eigene Veranwortung (und Schuld) herunterzuspielen, indem sie sich als eine Art neutralen Unschuldigen darstellt, getrieben von den Kräften der Verbrauchernachfrage.“

Die beiden Wissenschaftler wollen mit ihrer Unterschung die Verbraucher nicht abhalten, sich gegen die Konzerne zu wehren. Ihre Schlussfolgerung geht viel mehr in die Richtung, dass der Staat gegen den Co2-Ausstoß der Ölgiganten vorgehen soll, zum Beispiel durch den Stopp neuer Pipelines, wie dies der neue US-Präsident Joe Biden kurz nach seinem Amtsantritt tat.

Mehr: cleantechnica

2 Trackbacks / Pingbacks

  1. Grüne Spekulanten kapern Ölkonzern Exxon Mobil
  2. Longterminism - zynische Philosophie der Klima-Relativierer

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*