ExxonMobil wusste schon 1977 um die Klimawirkungen seiner Geschäfte

Wissenschaftler im Dienste des Ölkonzerns ExxonMobil haben schon vor Jahrzehnten die klimaschädliche Wirkung genau vorher gesagt. Das Unternehmen spielte nach außen die Risiken herunter. Auch jetzt bestreitet der Konzern sein frühes Wissen um die Gefahren.

Gletscherschmelze in den Schweizer Bergen Klimawirkungen waren ExxonMobil bekannt (berggeist007/Pixelio.de)
Gletscherschmelze in den Schweizer Bergen Klimawirkungen waren ExxonMobil bekannt (berggeist007/Pixelio.de)

Die Experten von ExxonMobil hatten schon ab 1977 in internen Prognosen und Szenarien die Auswirkungen der menschlichen Aktivitäten präzise bestimmt. Dies ist die Zentralaussage eines Artikels in der Zeitschrift Science. Neben den beiden Wissenschaftshistorikern Geoffrey Supran und Naomi Oreskes von der Havard-University gehört der Spezialist für Klimamodellierung, Stefan Rahmstorf, vom Postdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) zu den Autoren. Die Forscher hatten die internen Prognosen des Ölkonzerns zwischen 1977 und 2003 ausgewertet.

„Was ExxonMobil erstaunlich genau wusste, und was ExxonMobil dann bekanntlich leider tat, steht in scharfem Kontrast“, ist die Einschätzung von Stefan Rahmstorf. „Eine Exxon-Projektion sagte sogar schon 1977 korrekt voraus, dass die Nutzung fossiler Brennstoffe ein ‚kohlendioxidinduziertes Superinterglazial‘ verursachen würde. Das ist eine Warmzeit, die nicht nur viel wärmer ist als alles in der Geschichte der menschlichen Zivilisation, sondern sogar wärmer als die letzte Warmzeit vor 125.000 Jahren. Durch den unaufhörlichen Ausstoß von Treibhausgasen sind wir heute schon weit auf dem Weg dorthin.“

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Seriöse Konzernforschung…

Die Auswertung ergab, dass die meisten Konzern-Projektionen eine Erwärmung vorhersagen, die mit späteren Beobachtungen übereinstimmt. Die Vorhersagen stimmten auch mit denen unabhängiger akademischer und staatlicher Modelle überein. Sie seien bezüglich der wissenschaftlichen Qualität und der Ergebnisse „mindestens so gut wie diese“ gewesen, meint Rahmstorf.

Unter Verwendung etablierter statistischer Verfahren kam die Studie des deutsch-amerikanischen Forscherteams zu dem Ergebnis, dass 63-83 % der von den ExxonMobil-Experten gemeldeten weltweiten Erwärmungsprognosen mit den später beobachteten Temperaturen übereinstimmten. Darüber hinaus wiesen die Exxon-Projektionen eine durchschnittliche Vorhersagegüte („Skill Score“) von 72 ± 6 % auf, wobei der höchste Wert bei 99 % lag. Zum Vergleich: Das ist deutlich besser als die Vorhersagen des NASA-Wissenschaftlers James Hansen zur globalen Erwärmung, die 1988 dem US-Kongress vorgelegt wurden.

…doch Leugnung der Ergebnisse

Gegenüber der französischen Tageszeitung Le Monde bestritt ein Sprecher des Ölkonzerns dessen frühes Wissen. „Diejenigen, die sagen, dass Exxon davon wusste, liegen mit ihren Schlussfolgerungen falsch“, heißt es in der Erklärung. Man habe versucht, die Fakten und die Position von ExxonMobil zur Klimawissenschaft falsch darzustellen. Der Konzern und seine Geschäfte waren während der vergangenen Jahre immer wieder Gegenstand von Anhörungen im US-Kongress und im Europäischen Parlament wegen seiner Aussagen zum Klimawandel. Die Studie stützt die laufenden juristischen und politischen Ermittlungen gegen ExxonMobil.

Der Kommentar der Autoren dazu ist eindeutig: „Diese Ergebnisse bestätigen und präzisieren die Aussagen von Wissenschaftlern, Journalistinnen, Anwälten, Politikerinnen und anderen, dass ExxonMobil die Bedrohung durch die vom Menschen verursachte globale Erwärmung sowohl vor als auch parallel zur Orchestrierung von Lobby- und Propagandakampagnen zur Verzögerung von Klimaschutzmaßnahmen genau vorhergesehen hat, und widerlegen die Behauptungen der ExxonMobil Corp. und ihrer Verteidiger, dass diese Aussagen falsch seien.“

Mehr: Le Monde IDW

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