Flaring: Wenn Ölkonzerne Erdgas einfach so abfackeln

Das umstrittene Abfackeln von Gas gilt als Sinnbild für Verschwendung. Neue Untersuchungen legen nahe: Der damit verbundene Klimaschaden ist größer als bislang angenommen.

Abfackeln von Erdgas am Bohrloch Nicht nur Energieverschwendung
Abfackeln von Erdgas am Bohrloch Nicht nur Energieverschwendung (Stefan Schweihofer/Pixabay)

Forscher der University of Michigan in Ann Arbor hatten dazu über 300 Messungen aus Flugzeugen über Förderstätten in den USA ausgewertet. Die Ergebnisse ihrer Studie sind ernüchternd. Der Methanausstoß über den Verbrennungsstäben ist fünfmal höher als von der US-Umweltbehörde angenommen. Bei der Ölförderung fällt Erdgas als Beiprodukt an. Statt es abzufangen und einer Nutzung in der Industrie oder in Wohngebäuden zuzuführen, ziehen die Erdölkonzerne häufig das Abfackeln vor.

Immerhin ist dieses Flaring, weniger schlimm als das sogenannte Venting, das bloße Ablassen des Gases in die Atmosphäre. Denn Erdgas besteht bis zu 99 Prozent aus Methan. Methan allerdings ist eines der klimaschädlichsten Gase überhaupt. Der Treibhaus-Effekt von Methan ist bezogen auf hundert Jahre 28-mal höher aus der von CO2.

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Tote Fackeln

Das Problem: In vielen Fällen handelt es sich beim Flaring um nicht anderes als kaschiertes Venting. Denn die Fackeln verbrennen das Gas nicht vollständig, sondern nur zu 95 Prozent. Und drei bis fünf Prozent der Fackeln brannten den Messungen zufolge überhaupt nicht. Sie waren ausgegangen oder nicht korrekt entflammt worden. Beide Effekte zusammen ergeben eine Verbrennungsrate von nur 91 Prozent. “Die Branche und die Überwachungsbehörden gehen aber von der Annahme aus, dass die Fackeln ständig brennen und das Methan zu 98 Prozent verbrennen”, schreiben die Forscher in ihrem Bericht.

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Methan als Nebenprodukt In die Atmosphäre (Michigan Engineering)

Die Ergebnisse lassen sich zwar nicht eins zu eins auf das weltweite Vorgehen der Branche übertragen. Fachleute gehen jedoch davon aus, dass die Abfackelpraxis in den meisten Förderländern keinesfalls effizienter ist als in den Vereinigten Staaten. Immerhin werden weltweit jährlich 144 Milliarden Kubikmeter Gas abgefackelt. Das entspricht vier Prozent der weltweiten Gasförderung. Dabei entstehen über 400 Millionen Tonnen Kohlendioxid – laut Internationaler Energie Agentur (IEA) mehr als die Co2-Emissionen aller Autos in der EU pro Jahr.

Nach Meinung der Leitautorin der Studie, Genevieve Plant, zeigt die Untersuchung, dass schon mit wenigen Mitteln “diese Methanquelle spürbar reduziert werden könnte.” Zu ähnlichen Ergebnissen kam die IEA. Mit einer jährlichen Investition von umgerechnet nur 11,2 Milliarden Euro könnten 75 Prozent des Methanausstoßes der Erdöl- und Erdgasindustrie verhindert werden. Der Wert des dadurch erhaltenen Gases wäre höher als die dafür getätigten Ausgaben.

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