Ist das Ende der Umweltprämie auch das Ende des Stromerbooms?

Zack – und weg war sie. Von heute auf morgen strich die Regierung die Umweltprämie für E-Autos. Autopapst Ferdinand Dudenhöfer befürchtet jetzt das Ende des Stromerbooms.

Steckerauto beim Laden Kommt jetzt das Ende des Stromerbooms? (Johannes Wiesinger/Pixelio.de)
Steckerauto beim Laden Kommt jetzt das Ende des Stromerbooms? (Johannes Wiesinger/Pixelio.de)

Der Markt kannte nur eine Richtung: nach oben. In manchen Jahren verdoppelten sich die Neuzulassungen der Stromer. Wurden 2019 nur 63 000 vollelektrische Pkw zugelassen, werden es in diesem Jahr wohl rund 520 000 sein. Doch jetzt ist wohl fürs Erste das Ende des Stomerbooms erreicht. Noch bis Mitte des Jahres gingen Branchenkenner davon aus, dass bis Ende des Jahres die Marke von 20 Prozent beim E-Auto-Anteil der Neuzulassungen geknackt würde. Wahrscheinlich werden es nur rund 18 Prozent.

Ursprünglich waren Politiker und Autobauer davon ausgegangen, dass sich der Anteil der neuzugelassenen E-Autos in den kommenden Jahren stetig erhöhen würde. Doch tatsächlich wird sich die Quote der Neuzulassungen in den kommenden Jahren fast halbieren. Davon jedenfalls geht Ferdinand Dudenhöfer, Gründer und Noch-Chef des Center Automotive Research (CAR), aus. Bereits 2024 falle der Anteil der E-Neuwagen auf elf Prozent, im Jahr danach auf nur 9,7 Prozent.

Ohne Prämie zu teuer

Schon der Wegfall der Umweltprämie für gewerbliche E-Fahrzeuge im Oktober dieses Jahres sorgte für einen schlagartigen Rückgang der Anmeldungen. Lagen die Neuanmeldungen im August noch bei 87 000 E-Autos, so fielen sie im Oktober auf knapp 32 000. Erst recht für private Käufer lohnt sich mit dem Wegfall der Prämie der Kauf eines E-Autos kaum. Die Prämie des Bundes für E-Autos, die weniger als 40 000 Euro kosteten, betrug immerhin 4 500 Euro. Dazu gab es den Zuschuss der Hersteller in halber Höhe. Insgesamt kamen also 6 750 Euro zusammen.

E-Autos sind schlicht zu teuer. Es gibt auf dem deutschen Markt nur drei Modelle, die weniger als 30 000 Euro kosten. Während in China die Preise für E-Autos zwischen 2015 und 2022 fast um die Hälfte fielen, stiegen sie in Europa im gleichen Zeitraum 14 Prozent an. Ein E-Kleinwagen ist in Deutschland inzwischen etwa doppelt so teuer wie ein Benziner. Der hohe Preis ist laut Umfragen das meistgenannte Argument gegen die Anschaffung eines E-Wagens.

Die Erwartungen des Auto-Papstes sind daher nicht aus der Luft gegriffen. Denn die sogenannten “Early Adopters”, die überzeugten E-Auto-Freaks, fahren schon einen Stromer. Sie fallen als mögliche Käufer für die nächsten Jahre aus.

Normalverbraucher skeptisch

Für Normalverbraucher hingegen spricht vieles gegen den Kauf eines E-Autos. Es gibt zu wenige öffentliche Ladesäulen. Das Laden dauert zu lange. Die Ladeprozedur ist für viele Menschen zu umständlich. Und wer nicht zu Hause oder am Arbeitsplatz laden kann, wird in der Regel vom Kauf eines E-Autos zurückschrecken. Hinzu kommt der Wertverlust, der bei E-Autos – wie bei allen Innovationen – hoch sein kann. Denn der nächste Technologie-Sprung entwertet den vor kurzer Zeit teuer erworbenen Stromer.

Mittelfristig kein Zurück

Dennoch: An der Ablösung der Verbrennertechnik wird der erwartete Rückschlag nichts ändern. Zu einen haben die großen Hersteller den Schalter unwiederuflich umgelegt. Und in den nordischen Ländern, In Irland oder den Niederlanden beträgt die E-Quote bei den Neuanmeldungen bereits je nach Land zwischen 20 und 80 Prozent.

Frankreichs Regierung gibt mit Anfang des neuen Jahres den Startschuss zu einer Aufholjagd. Ein staatliches Leasing-Modell von E-Autos ab 100 Euro pro Monat, soll auch einkommensschwächeren Haushalten den Umstieg ermöglichen, Der ist auch in China nicht mehr zu stoppen. Fast zwei Drittel aller Steckerfahrzeuge weltweit werden in China zugelassen.

Dudenhöfer geht davon aus, dass 2025 in China 7,2 Millionen BEVs (battery electric vehicles) verkauft werden. Deutschland komme bis dahin gerade auf 300 000 Stromer. Damit verbessert China nicht nur seine Lerngeschwindigkeit. Vor allem bei den Kosten können Chinas Wettbewerber nicht mithalten. Denn nach wie vor gilt: Hohe Stückzahlen senken Kosten. Keine gute Aussichten für Deutschlands Autobauer!

Mehr: Autobild; Focus

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