Tempo 50 auf der Stadtautobahn, autofreie Zonen in der Stadt, Verbannung der Touristenbusse aus dem Zentrum. Die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, macht Ernst mit der Verkehrswende.
Die berühmt-berüchtigte Péripherique von Paris feiert in diesem Jahr ihren fünfzigsten Geburtstag. Nur selten – meist nach Mitternacht oder am Sonntagmorgen – fließt der Verkehr störungsfrei. Ansonsten schwankt die Geschwindigkeit auf der Ringautobahn nur zu oft zwischen 20 und 30 Stundenkilometern. Und immer wieder kommt es zum Stillstand. Jetzt zieht die sozialistische Bürgermeisterin Anne Hidalgo Konsequenzen. Eine Spur soll Bussen, Fahrgemeinschaften und Taxis vorbehalten bleiben.
Vor allem: Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit wird von 70 auf 50 Stundenkilometer vermindert. Hidalgo erhofft sich davon einen gleichmäßigeren Verkehrsfluss und weniger Stickoxid- und CO2-Ausstöße. Auch die Unfallzahlen sollen gesenkt werden. Im Jahre 1993 und 2014 hatte die Stadtregierung die Geschwindigkeit zuerst von 90 auf 80 und dann auf 70 Stundenkilometer gesenkt. Allein nach der zweiten Geschwindigkeitsreduzierung gingen die Unfallzahlen um 15 Prozent zurück. Auch die Luftwerte verbesserten sich.
Durchgangsverkehr aussperren
Hidalgo nutzt für den Umbau die olympischen Spiele, die im kommenden Jahr in Paris stattfinden. Zwar wurde wegen der Spiele die Verschärfung der Regeln für die zone à faibles émissions (ZFE), die Umweltzonen, ebenso wie die Einrichtung der zones à trafic limité (ZTL), die Gebiete mit eingeschränktem Verkehr, auf Anfang 2025 verschoben. Danach soll die Verkehrsberuhigung allerdings um so entschlossener vorangetrieben werden.
In der ZFE, der Umweltzone, die nicht nur die Stadt Paris, sondern den Großraum Paris mit über 130 Gemeinden und über sieben Millionen Bewohner umfasst, dürfen dann nur noch Benziner mit Euronorm 2 und 3 und Dieselfahrzeuge Euro 4 zirkulieren. Die nächste Verschärfung ist für 2027 geplant.
Die ZTL, die verkehrsarme Zone, gilt dagegen nur für die Innenstadt von Paris. Dort dürfen nur noch Bewohner, Lieferer, Ärzte oder Besucher fahren. Mit der Maßnahme will Hidalgo vornehmlich den Durchgangsverkehr aussperren. Denn von den 180 000 Autos, die täglich die Innenstadt frequentieren, halten etwa 100 000 in der Innenstadt überhaupt nicht an.
Stickoxide in Paris fast halbiert
Der Bürgermeisterin geht es bei ihrem Kampf gegen die Autoflut, nicht nur um eine lebenswerte, fußgängerfreunliche Stadt, sondern vor allem um das Klima und die Gesundheit der Bewohner. Weniger Autos, so ihre Devise, bedeuten weniger Lutverschmutzung. Dank der Maßnahmen, die sie und ihr Vorgänger Bertrand Delanoë in den vergangenen zehn Jahren durchsetzten, sank die Menge an Feinstaub in der Luft um 30 Prozent. Der Anteil der Stickoxide ging um 45 Prozent zurück.
Mehr: Les Parisien; Les Echos
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