Städte sind die globalen Ressourcenfresser

Die urbanen Zentren leben weit über ihre Verhältnisse. Ihre Einwohner konsumieren viel mehr Rohstoffe und Energie als die Städte selbst bereitstellen können. Forscher fordern ein neues Gleichgewicht beim Ressourcenverbrauch. Ein Rezept: Holt die Industrie zurück.

ondoner Skyline mit Tower Bridge
Londoner City mit Tower Bridge Einwohner verbrauchen gigantische Ressourcenmengen
Foto: fotofan1 on Pixabay

Die Zahlen stehen für eine bedrohliche Entwicklung. Der weltweite Ressourcenhunger der Metropolen übersteigt bei weitem, was für die Erde ökologisch verträglich ist. Steigt der Konsum der Städter im gleichen Tempo weiter, werden sie 2050 dem Umweltprogramm der UN zufolge schon 90 Milliarden Tonnen Rohstoffe und Nahrungsmittel für sich beanspruchen gegenüber 40 Milliarden Tonnen 2010 – ein Zuwachs um 125 Prozent. Das sprenge die natürliche Regenerationsfähigkeit unseres Planeten, auch Biokapazität genannt, warnen die Experten der Vereinten Nationen.

London übertrifft seine Biokapazität um das 42-fache

Englische Bauingenieure und Umweltwissenschaftler der Universitäten in Sheffield und Leeds haben den ökologischen Fußabdruck für London berechnet. Das Ergebnis: Die britische Hauptstadt übertrifft ihre eigene Biokapazität um das 42-fache und konsumiert Ressourcen, für deren Gewinnung die doppelte Fläche des Vereinigten Königreichs notwendig ist. Würde jeder Erdbewohner in gleichem Ausmaß die natürlichen Reserven der Erde beanspruchen wie ein Durchschnittsbürger in England, wären drei Planeten notwendig, um einen solchen Lebensstandard zu ermöglichen, so die Forscher.

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Aufbau städtischer Rohstoffkreisläufe

Um das Missverhältnis zumindest abzuschwächen, schlagen sie den Stadtplanern vor, wieder gezielt mehr Industrie in den Zentren anzusiedeln. Und zugleich Meldesysteme aufzubauen, die die lokal verfügbaren Rohstoffe und Abfallprodukte der produzierenden Branchen erfassen. Mit dem Ziel, möglichst große Mengen in Kreisläufen wiederzuverwenden, statt sie von außen zu beziehen. Auf diesem Weg sänke der enorme Naturverbrauch der urbanen Zentren, folgern die Wissenschaftler.

Immer mehr Stadtregierungen werden sich ihrer Verantwortung für den Erhalt einer intakten Umwelt bewusst. Singapur zum Beispiel versorgt seine Bevölkerung mit Stadtfarmen in Gebäuden und auf Dächern mit Obst und Gemüse, verbannt Autos in neuen Projekten in Tunnel und pflanzt darüber Wälder. Städte wie Rotterdam und New York legen grüne Lungen und Naturreservate an, um die Artenvielfalt zu fördern.

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