Steine aus Kohl: Japanische Forscher verwandeln Essensreste in Baustoff

Jahr für Jahr landen weltweit 1,3 Milliarden Tonnen essbarer Lebensmittel im Müll. Zu viel, fanden Wissenschaftler der Universität Tokio. Sie entwickelten aus den Essensresten Bausteine, die bis zu dreimal so hart wie Beton sind. Besonderer Reiz: Sie behalten den ursprünglichen Geschmack.

Essensreste Baumaterial behält seinen Geschmack (Couleur/Pixabay)

„Wir hatten das Ziel, Algen und Speisereste zu benutzen, um daraus ein Material zu machen, das mindestens so stark wie Beton ist“, erklärt Projektleiter Yuya Sakai vom Institute of Industrial Science der University of Tokyo. „Wir wollten aber, da wir essbare Nahrungsmittel verwendeten, auch wissen, ob der Recyclingprozess den Geschmack der Ausgangsmaterialien beeinflusst.“

Die Wissenschaftler wendeten ein Verfahren mit Hitzedruck an, das sonst bei der Pressspanproduktion zum Einsatz kommt. Statt Holzspäne nahmen sie jedoch Kohlblätter, Algen, Bananenschalen, Zwiebeln oder Kürbis. Sie pulverisierten die Essensreste, trockneten das Pulver bei Unterdruck. Danach rührten sie das Pulver mit Gewürzen und etwas Wasser an. Diese Masse wurde dann ähnlich wie Pressspan bei großer Hitze und mit hohem Druck in Formen gepresst.

Dreimal so stark wie Beton

Zum Erstaunen der Forscher überstanden die Endprodukte die anschließenden Bruchtests deutlich besser als erwartet. „Abgesehen von dem Kürbis-Endprodukt übertrafen alle Materialien unser Bruchtest-Ziel“, sagt Kota Machida, ein leitender Mitarbeiter. „Wir fanden ebenso heraus, dass Chinakohl-Blätter ein Material hervorbrachten, das dreimal stärker als Beton ist.“

Auch der Geschmackstest überraschte. Trotz der starken physikalischen Bearbeitung hatten die steinharten Platten ihren Geschmack behalten. Versuche, durch die Zugabe von Salz oder Zucker den Geschmack zu beeinflussen, waren erfolgreich. Vor allem: Die neuen Produkte widerstanden über vier Monate Fäulnis, Pilzen und Insekten. Ob das neue Produkt nun als Notreserve für Soldaten im Einsatz oder als Baumaterial dienen wird, wissen die Forscher noch nicht. Aber die außergewöhnlichen Eigenschaften, so sind sie sich sicher, öffne die Tür für viele kreative Anwendungen.

Mehr: University of Tokyo

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