Klimaanlagen als Klimaretter

Es ist ein brisantes Problem: Milliarden Klimageräte beschleunigen mit ihrem Stromverbrauch und ihren Kühlmitteln die Erderwärmung. In Indien nähert sich ein Wettbewerb der Entscheidung, der eine weitaus weniger schädliche Generation Raumkühler bringen soll.

Klimaanlage an jedem Balkon
Wohnblock mit Klimageräten Schon heute sind mehr als 1,2 Milliarden Anlagen in Betrieb
Foto: skowalewski on Pixabay

Vor allem in Ländern wie Indien, Indonesien und Brasilien, in denen es schwül und warm ist, pflastern sie die Hausfassaden: Klimaanlagen, mit denen die Bewohner ihre Zimmer auf erträgliche Temperaturen herunterkühlen. Mehr als 1,2 Milliarden Geräte hängen heute schon am Stromkabel. Bis 2050 sollen ihre Zahl nach Prognosen auf 4,5 Milliarden anwachsen.

Auch die Deutschen schaffen immer mehr Klimageräte an

Die technisch oft veralteten Raumkühler fressen gigantische Mengen Strom, der in den dortigen Regionen zumeist aus Kohlekraftwerken stammt. Und in ihnen zirkulieren Kältemittel, aus denen etwa über Leckagen Klimagase entweichen, die besonders stark zum Temperaturanstieg beitragen. Die Geräte treiben also einen Zustand an, gegen die sie eingesetzt werden. Weshalb sich auch in gemäßigten Breiten wie in Deutschland immer mehr Menschen gegen die sommerliche Hitze mit einer Klimaanlage wappnen.

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Ginge es so weiter, würden die globalen Temperaturen dem Weltwirtschaftsforum zufolge allein wegen der Klimaanlagen bis zu Ende des Jahrhunderts um ein halbes Grad Celsius steigen. Mit dem 2018 ausgeschriebenen Wettbewerb “Global Cooling Prize” wollten die Initiatoren, darunter mehrere indische Ministerien und der Multi-Unternehmer Richard Branson, dem etwas entgegen setzen. Der Sieger, der mindestens eine Million US-Dollar erhält, wird diesen Monat gekürt.

Schwämme und Kristalle als Alternativen zu Kühlmittel

Acht Prototypen haben es ins Finale geschafft und werden derzeit getestet. Zu den vielversprechenden Innovationen, die den globalen 80-Milliarden-US-Dollar-Markt für Klimageräte weniger umweltschädlich machen würden, gehört ein organisches Kristall, das anstelle eines Kühlmittels der Luft die Hitze entzieht. Entwickelt hat das nichttoxische und preiswert herzustellende Material das britische Startup Barocal.

Andere Teams schicken eine Art Schwämme mit winzigen Poren ins Rennen. Sie saugen die Feuchtigkeit aus den Zimmern, wodurch der Kühlungsbedarf sinkt, weil Menschen trockene Luft auch bei höheren Temperaturen besser vertragen. Stromspartechniken kommen bei allen Entwicklungen zum Einsatz.

Forscher aus Karlsruhe und Toronto verfolgen einen noch kühneren Plan. Sie wollen Klimaanlagen so nachrüsten, dass sie der Luft CO2 entziehen. Die Ingenieure nutzen das Klimagas, um daraus synthetische Kraftstoffe herzustellen.

Mehr: anthropocene globalcoolingprize

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