Veraltete Grenzwerte beschönigen Luftqualität in Deutschland

Die Luftqualität in Deutschland ist nur auf dem Papier zufriedenstellend. Würden neuere wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt, wäre die Belastung durch Feinstaub gefährlich hoch – vor allem durch den Verkehr.

Atemwegskiller Feinstaub: An fast der Hälfte der Messtationen in Deutschland liegt die Feinstaubbelastung in der Luft über den Grenzwerten der Weltgesundheitsorganisation (Foto: Gerd Altmann / Pixabay)
Atemwegskiller Feinstaub: An fast der Hälfte der Messtationen in Deutschland liegt die Feinstaubbelastung in der Luft über den Grenzwerten der Weltgesundheitsorganisation (Foto: Gerd Altmann / Pixabay)

Auf den ersten Blick scheint die Luft rein in Deutschland, und das im fünften Jahr in Folge. So lag im vergangenen Jahr nur noch an zwei Messtationen – eine in Essen, die andere München – die Belastung der Luft mit Feinstaub über den Grenzwerten, so der Präsident des Bundesumweltamtes (UBA) Dirk Messner. Doch die frohe Botschaft geht an der Realität vorbei. Denn die von der Behörde unter Bundesumweltminisiterin Steffi Lemke (Grüne) zu Grunde gelegten Grenzwerte wurden vor 20 Jahren festgelegt und entsprechen nicht mehr den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei ihren Richtlinien verwendet. Gemessen daran ist die Luftqualität in Deutschland weiterhin gefährlich schlecht. Grund für die Feinstaubbelastung ist neben der Industrie und dem Heizen mit dem Kaminofen vor allem der Straßenverkehr.

ANZEIGE

WHO-Wert fast überall überschritten

So habe die Stickstoffkonzentration im vergangenen Jahr an rund drei Viertel der insgesamt berücksichtigten 500 Messstationen, vor allem in städtischen Gebieten, über den WHO-Empfehlungen gelegen, so UBA-Chef Messner. Verursacher sind im Wesentlichen Fahrzeuge mit Dieselmotor. Ähnlich schlimm ist die Belastung durch Feinstaub. Bei Partikeln mit einem Durchmesser von weniger als zehn Mikrometern hätten 42 Prozent der Messstationen laut UBA höhere Jahresmittelwerte festgestellt als von der WHO emfpohlen. Bei kleineren Teilchen mit bis zu 2,5 Mikrometern Durchmessern sei der WHO-Richtwert fast überall überschritten worden. Beim Ozon lag er sogar überall in Deutschland darüber.

Fast eine Viertelmillion Feinstaubtote in EU

Feinstaub in der Luft gilt inzwischen als wichtige Ursache von Atemwegserkrankungen, die durchaus auch tödlich enden. Vor diesem Hintergrund warnt UBA-Chef Messner vor der “Bedrohung” durch “dauerhaft zu hohe Feinstaubkonzentrationen”. Diese führten in Deutschland zu etwa 28 000 und in der EU zu etwa 238 000 Todesfällen jährlich. Deutschland unterstütze deshalb die Initiative der EU-Kommission, sich künftig an den strengeren Grenzwerten zu orientieren.

Mehr: UBA

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*