Wasserstoff: Thyssenkrupp-Tochter Nucera startet an der Börse mit einem Plus von 18 Prozent

Bulle und Bär Börsengang von Nucera trotz schwierigem Umfeld erfolgreich (Foto: Deutsche Börse)
Bulle und Bär Börsengang von Nucera trotz schwierigem Umfeld erfolgreich (Foto: Deutsche Börse)

Die erste Neuemission an der Frankfurter Börse seit Februar war damit – gegen den Trend – ein voller Erfolg. Die Notierung von Nocera startete bei der Eröffnung mit 20,20 Euro. Bis zum Börsenschluss stieg die Aktie auf 23,76 Euro. Die Wasserstoff-Tochter von Thyssenkrupp erhielt damit eine Bewertung von rund 2,5 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Der Börsenwert des Mutterkonzerns liegt aktuell bei 4,4 Milliarden Euro. Die Thyssenkrupp-Aktie hat von der erfolgreichen Emission profitiert und bis Börsenschluss um fast vier Prozent zugelegt. Thyssenkrupp hatte den Nucera-Börsengang ursprünglich im vergangenen Jahr eingeplant. Wegen der schwierigen Marktbedingungen war der Start aber verschoben worden.

Der Börsengang brachte der Mutter 605 Millionen Euro ein. Der Großteil davon, 526 Millionen Euro, soll in die Entwicklung von Nucera fließen. Thyssenkrupp wäre mit den anstehenden Investitionen in das Wasserstoff-Geschäft überfordert. Der Ruhrkonzern hatte vor allem wegen des schwierigen Stahlgeschäfts in den vergangenen fünf Jahren zwei Drittel seines Börsenwertes verloren.

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Gegen den Trend

Die Nachfrage nach den Nucera-Papieren war heute größer als das Unternehmen befriedigen konnte. Der erfolgreiche Börsenstart ist um so erstaunlicher, weil Aktien von führenden Wasserstoff-Unternehmen zurzeit stark unter Druck stehen. So hatte der E-Mobilität-Wasserstoff-Index in den vergangenen zwölf Monaten um etwa ein Drittel nachgegeben. Das Papier der amerikanischen Plug Power etwa notiert nur noch zum halben Wert im Vergleich zum Juli 2022. Die Aktie des französischen Wasserstoff-Firma Haffner Energy gab in den vergangen zwölf Monaten sogar über 70 Prozent nach.

Der erfolgreich Börsenstart von Nucera war auch dem Engagement des Public Investment Fund (PIF) geschuldet. Der saudischen Staatsfonds hatte sechs Prozent der Anteile für sich reserviert. Hinzu kam der Einstieg des Paribas Energy Transition Fund. Der Fund der französischen Großbank hatte 3,5 Prozent der Anteile übernommen. Bislang hielt neben Thyssenkrupp (66 Prozent) das italienische Industrie-Unternehmen De Nora 34 Prozent. Bis zu 24 Prozent können in den Streubesitz kommen. Thyssen-Krupp will die Mehrheit an Nucera aber auch in Zukunft halten.

Energieträger der Zukunft

Abgesehen von den Engagements der beiden Fonds wirkte sich das Vertrauen der Anleger in die Erfahrung von Chlor-Alkali-Elektrolyse-Anlagen aus. Weltweit hat das Unternehmen aus Dortmund bereits über 600 Anlagen dieser Art montiert. Wasser-Elektrolyse ist mit der Chlor-Alkali-Elektrolyse technisch verwandt. Bei der Elektrolyse von Wasser befinden sich zwei elektrische Pole in einer alkalischen Wasserlösung. Fließt Strom, sammelt sich an einem Pol Wasserstoff, an dem anderen Sauerstoff.

Nucera wächst dynamisch. Der Umsatz des ersten Halbjahrs 2022/23 lag mit 306 Millionen Euro um 130 Millionen Euro über dem Vorjahreszeitraum. Das Betriebsergebnis (Ebit) hatte sich von 7,1 Millionen Euro auf 13,3 Millionen Euro fast verdoppelt. Die Orderbücher sind voll. In Saudi Arabien will das 600-Personen-Unternehmen aus Dortmund eine 2-Gigawatt-Anlage zusammen mit dem US-Konzern Air Products installieren. In Rotterdam kooperiert Nucera mit Shell. Die beiden Gesellschaften wollen im Hafengelände grünen Wasserstoff produzieren und von dort aus verschiffen.

Wasserstoff gilt neben Strom als Energieträger der Zukunft. Zum einen ist er – so grüner Strom für die Elektrolyse verwendet wird – klimafreundlich. Zum anderen kann er – nach Umrüstungen – als Erdgasersatz eingesetzt werden. Darüber hinaus ist er, wegen seiner Energiedichte, auch für Einsätze geeignet, für die Strom aus schweren Batterien nicht infrage kommt. Dazu gehören vor allem Anwendungen in der Luft- und Seefahrt, aber auch im Fernlastverkehr.

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