Zig-Milliarden-Krematorium Atomkraft: Kosten des britischen AKW Hinkley Point C mehr als doppelt so hoch wie geplant

Während allen voran Staaten mit Nuklearwaffen wie Frankreich und Großbritannien die Atomkraft als künftige Stromquelle hypen, widerlegt die Realität die verheißungsvollen Ankündigungen brutal. Das zeigt die neuerliche Zuspitzung beim Bau des englischen AKW Hinkley Point C.

Atomkraft in Großbritannien: AKW Hinkley Point C wird doppelt so teuer wie geplant - und zum Offenbarungseid für die weltweite Atomlobby (Foto: EDF)
Atomkraft in Großbritannien: AKW Hinkley Point C wird doppelt so teuer wie geplant – und zum Offenbarungseid für die weltweite Atomlobby (Foto: EDF)

Wie die Kosten des aktuellen Prestige-Projekts der Atomkraftlobby, des britischen AKW Hinkley Point C, aus dem Ruder laufen, haben Greenspotting und andere schon ausführlich beschrieben. Dass alles aber noch viel schlimmer kommt, zeigt die neueste Entwicklung auf der Riesenbaustelle im Südwesten Englands. Zu Beginn des Projektes ging der französische Energiekonzern EDF als Mehrheitsgesellschafter noch von Baukosten in Höhe von umgerechnet 21 Millionen Euro aus. Nach neuesten Schätzungen des Pariser Staatsriesen werden es nach heutigem Stand aber 46 Milliarden britische Pfund oder rund 50 Milliarden Euro sein – mehr als eine Verdopplung. Allein gemessen an der bisher letzten Schätzung von EDF im Mai 2022 ist das eine Kostensteigerung um rund ein Drittel innerhalb von knapp zwei Jahren. Die Inbetriebnahmen, ursprünglich für das kommende Jahr geplant, ist nun bestenfalls 2031 zu erwarten. Von wegen preiswerter Atomstrom – wohl eher Atomkraft auch Backe beziehungsweise nein danke.

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Offenbarungseid für Zukunftsträume der Atomlobby

Über die Übernahme der Mehrkosten ist nun ein heftiger Streit zwischen dem britischen Staat und Mehrheitsgesellschafter EDF entbrannt, der durch den immensen Aufwand für die Instandhaltung seiner in die Jahre gekommenen französischen AKW finanziell ohnehin schon schwer gebeutelt ist. Zum Offenbarungseid für die Zukunftsträume der Atomlobby werden jedoch nicht nur die gigantischen Mehrkosten von Hinkley Point C, sondern auch die Gestehungskosten des Stroms aus der gelobten Mega-Anlage. Ursprünglich hatte der britische Staat Hinkley Point C einen Strompreis von umgerechnet 10,3 Cent pro Kilowattstunde garantiert. Laut dem Auszug aus einem dafür eingerichteten britischen Register (Stand 1. September 2023) liegt dieser Preis inflationsbedingt inzwischen auf rund 14,8 Cent pro Kilowattstunde. Bei einer jährlichen Inflationsrate von drei Prozent werden es bis zur neu prognostizierten Inbetriebnahme sogar rund 18 Cent pro Kilowatt. Zum Vergleich: Strom von Wind- und Solaranlagen kostet deutlich unter zehn Cent. Gibt es Strom auf dem Markt für weniger als die 18 Cent pro Kilowattstunde made by Hinkley Point C, was höchstwahrscheinlich der Fall sein wird, muss der britische Steuerzahler die Differenz bezahlen. 

Angekündigter Ausbau der Atomkraft dauert viele Jahrzehnte

Die Aussichten, dass die Atomträume der Regierung in Erfüllung gehen, bewegen sich vor diesem Hintergrund in Richtung null. Aktuell laufen auf der Insel nur noch neun Atommeiler mit einer Leistung von 6 500 Megawatt, das ist halb so viel wie zu Hochzeiten der Atomkraft im Vereinten Königreich. Weitere acht AKW müssen in absehbarer Zeit aus technischen Altersgründen vom Netz. Damit bleibt bis zur Inbetriebnahme von Hinkley Point C mit seinen 3 800 Megawatt in Großbritannien nur noch ein Atommeiler mit 1 250 Megawatt, Sizewell B im gleichnamigen englischen Fischerdorf, in Betrieb. Ein Ausbau der britischen Atomflotte auf die angekündigten 24 000 Megawatt dürfte – wenn überhaupt – sehr viele Jahrzehnte andauern.

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