3M zahlt Milliarden für die Verseuchung von Trinkwasser mit giftigen PFAS-Chemikalien

PFAS-Chemikalien sind allgegenwärtig, höchst toxisch und extrem langlebig. Der US-Mischkonzern 3M legt Rechtsstreit nun mit Milliarden Dollar bei.

Feuerwehrleute löschen brennendes Auto: Der Löschschaum enthält toxische PFAS-Chemikalien, die Grund- und Trinkwasser verunreinigen
Brennender Pkw Löschschaum enthält hochgiftige PFAS-Chemikalien Bild: Włodek auf Pixabay

Die Massenproduktion sogenannter polyfluorierter Alkylsubstanzen (PFAS) kommt den US-Mischkonzern 3M jetzt teuer zu stehen. Er entschädigt Wasserversorger in den USA mit bis zu umgerechnet 11,4 Milliarden Euro für deren Bemühen, Trinkwasser von den giftigen PFAS-Chemikalien zu reinigen. Klägeranwalt Scott Summy sieht in der Einigung einen großen Erfolg für Millionen Amerikaner. “Sie werden ohne die PFAS im Leitungswasser gesünder leben.”

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PFAS-Chemikalien stecken in Hunderten Alltagsprodukten

Der Deal ist Teil einer größeren Klagewelle gegen die Hersteller der “Ewigkeits-Chemikalien, die sich, einmal in die Umwelt gelangt, praktisch nicht abbauen. Bereits Anfang des Monats sagten der US-Chemiegigant DuPont de Nemour und zwei aus ihm ausgegründete Unternehmen rund 300 Wasserversorgern Zahlungen von knapp 1,2 Milliarden US-Dollar zu. Eine Reihe von Bundesstaaten, Flughafenbetreibern, Feuerwehrstationen und privaten Brunnenbetreibern haben ebenfalls geklagt.

Europa erkennt die PFAS-Gefahren erst langsam

Europas Behörden und Regierungen wachen hingegen erst langsam auf. Dabei belasten die langlebigen PFAS-Kettenmoleküle, die natürlich nicht vorkommen, einer Medienrecherche zufolge schon mehr als 1500 Orte auf dem alten Kontinent. Die Konzentration in Lebensmitteln und Trinkwasser nimmt teils lebensbedrohliche Ausmaße an. PFAS stehen hochgradig im Verdacht, Krebserkrankungen auszulösen und des Immunsystem zu schwächen, besonders das von Kindern.

Zwar musste 3M ein PFAS-Werk bei Antwerpen wegen extremer Umweltverpestung schließen. Doch erst jüngst fand sich ein Bündnis von fünf EU-Staaten, darunter Deutschland, zusammen. Sein Vorschlag: die brisanten künstlichen Moleküle nach einer Übergangsfrist “überwiegend” verbieten. Die hiesige Industrie kündigte prompt entschiedenen Widerstand an.

3M will PFAS-Werke schließen

Es ist wie so oft. Beweisen künstliche erzeugte Chemikalien ihre Nützlichkeit für viele Anwendungen, fragt erstmal niemand nach den Langzeitfolgen für Mensch und Umwelt. Die PFAS sind wahre Tausendsassa: Sie sind wasser-, fett- und schmutzabweisend und dazu noch preiswert herzustellen. So fanden sie Eingang in Hunderte Alltagsprodukte – vom Klopapier über Kosmetika und Kabelummantelungen bis zum Löschschaum.

Doch jetzt zeigt sich immer deutlicher ihre Schädlichkeit. Das beste Mittel ihre Verbreitung zu beenden, scheint zu sein, ihre Produktion unwirtschaftlich zu machen – durch hohe Strafzahlungen wie in den USA. 3M kündigte jedenfalls an, die Herstellung bis Ende 2025 einzustellen.

Mehr: latimes Washington Post

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