Atomstrom durchs Hintertürchen

Umweltschützer befürchten, Frankreich könnte in der EU durchdrücken, dass seine zahlreichen Kernkraftwerke mit ihrem Strom Wasserstoff herstellen und nach Deutschland exportieren, der hier zu Lande dann zu Unrecht als umweltfreundlich gelten würde.

Frankreichs umstrittenes Vier-Meiler-Atomkraftwerk in Cattenom an der Mosel (Foto: Stefan Kühn)

Die Idee ist bestechend: Man nehme Ökostrom, spalte damit Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff auf und verbrenne den Wasserstoff dann etwa im Auto, in der Heizung oder in der Industrie wieder zu Wasser. Dabei fällt an keiner Stelle klimaschädliches Kohlendioxid an, weil der Wasserstoff ja nicht mit Strom aus fossilen Quellen erzeugt wird. Richtig umweltfreundlich, mithin grün, ist solcher Wasserstoff in den Augen von Naturschützern jedoch nicht, wenn er mit Atomstrom gewonnen wird.

Aus diesem Grund fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) von der Bundesregierung jetzt, gegenüber Frankreich hart zu bleiben und nicht zuzulassen, dass das Land mit dem Strom aus seinen zahlreichen Atomkraftwerken Wasserstoff produziert und dieser im Rahmen des geplanten milliardenschweren EU-Wasserstoff-Förderprogramms als „grün“ anerkannt wird.

Anlasss für den Vorstoß sind Äußerungen einer EU-Kommissionsprecherin vor dem EU-Parlament, Wasserstoff aus Atomkraft sei als CO2-arm zu betrachten – somit möglicherweise förderungswürdig. Die Verabschiedung der EU-Wasserstoff-Strategie soll möglicherweise noch im Dezember erfolgen.

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