Der neue US-Präsident Joe Biden will die Regierungsflotte von 645 000 Fahrzeugen durch amerikanische E-Autos ersetzen. Nicht alle Branchen und Bundesstaaten sind von seiner Politik begeistert.
Laut Reuters könnte der Austausch der Regierungsflotte etwa zwanzig Milliarden Dollar kosten. Allerdings ist ein großer Teil des Wagenparks ohnehin ersatzreif – vor allem die Postfahrzeuge. Ohnehin werden jährlich Staatsvehikel für 4,4 Milliarden Dollar ausgewechselt. Nicht alle Autos werden ersetzt. Die US-Administration verfügt bereits über eine Stromerflotte von über 3 000 Fahrzeugen – ein halbes Prozent des Gesamtbestandes. Auch Spezialfahrzeuge mit Verbrennungsmotor dürften noch etliche Jahre ihren Dienst tun.
Biden setzt sich zwar entschieden für Umwelt und Klima ein, verfolgt aber auch das Ziel, die amerikanische E-Auto-Industrie zu stärken: „Die Bundesregierung besitzt eine enorme Fahrzeugflotte, die wir durch saubere Elektrofahrzeuge ersetzen werden, die hier in Amerika von amerikanischen Arbeitern hergestellt werden.“ Der Präsident kündigte an, die Schlupflöcher zu schließen, die es erlaubten, Kraftfahrzeuge als „US-made“ zu deklarieren, auch wenn wichtige Teile aus dem Ausland stammten.
Die amerikanische Autoindustrie ist alles andere als gut vorbereitet auf die präsidiale Ankündigung. Zwar wurde die Elektro-Revolution vom kalifornischen Autobauer Tesla angeschoben, doch Konzerne wie Ford oder General Motors haben den Wandel weitgehend verschlafen und bieten nur wenige E-Modelle an. Und Tesla baut vornehmlich Oberklassenautos. Als die Stadt New York sich jüngst ein Model Y von Tesla zulegte, wurde das als Verschwendung von Steuergeldern angesehen.
Für viele überraschend bot VW-Chef Herbert Diess in einem Tweet direkt nach Bidens Erklärung seine Dienste an: “Sie wollen Ihre Flotte durch Elektroautos ersetzen. Gute Entscheidung und gutes Timing. Die VW Group ist bereit zu liefern! Wir werden unsere E-Offensive in den USA starten. Und bis 2022 werden wir unseren ID.4 auch lokal in Chattanooga produzieren.” Volkswagen beschäftigt in dem Werk 3 800 Mitarbeiter.
Unbeliebt macht sich Biden mit seiner Abkehr vom Benzin und Diesel in den Regionen und Branchen, die von der Förderung und Verarbeitung fossiler Energieträger wie Erdöl oder Fracking-Gas leben. So meint John Cornyn, republikanischer Senator aus Texas, Bidens Energiewende sei wirklichkeitsfremd: „Wir haben es mit 280 Millionen Autos mit Verbrennungsmotor auf unseren Straßen zu tun.“ Und Brook Simmons, Vorsitzender der Petroleum Alliance of Oklahoma ist der Meinung, das Biden jetzt schon Tausende Arbeitsplätze vernichtet habe – allein durch die Ankündigung eines Baustopps für die Öl-Pipeline Keystone XL. Ein weiterer Lobby-Verband, die Western Energy Alliance, gab bekannt, gegen anstehende Verordnungen von Biden zuungunsten der Öl- und Gasförderung vor Gericht zu ziehen.
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