China nimmt größten Stromspeicher in Betrieb

Sie soll zeigen, wie sich das ewige Problem der Wind- und Solaranlagen lösen lässt, wenn diese wegen Dunkelflaute keinen Strom produzieren: die weltgrößte Riesenbatterie, gebaut in China – und Vorbild für Deutschland.

Funktionsweise wie die Giga-Batterie in China: Der Essener Energiekonzern RWE forscht an der Möglichkeit, die für sogenannte Flussbatterien ohne Lithium benötigten Chemikalien (Elektrolyte) in heute für Gasspeicherung verwendete verlassene Salzstöcke (Kavernen) zu füllen, um sie für Großbatterien als Lückenfüller bei ausbleibenden Stromlieferungen von Wind- oder Solaranlagen einzusetzen (Infografik: RWE)

Die Idee erinnert an den Traum vom Perpetuum mobile, also von einer Maschine, die – einmal in Gang – durch ihre Bewegung so viel Energie erzeugt, dass sie in alle Ewigkeit weiter läuft. Was die Gesetze der Physik ausschließen, könnte bei der Versorgung mit Strom durch erneuerbare Engergien aber durchaus funktionieren. Produzieren Wind- und Solaranlagen mehr Strom als benötigt, könnte man diesen in Batterien speichern. Weht zu wenig Wind und scheint die Sonne zu wenig, springt die Batterie ein und liefert den zuvor gespeicherten überschüssigen Strom.

Den größten Schritt in diese Richtung unternimmt jetzt China. Auf der Halbinsel Dalian im Nordosten des Landes soll noch in diesem Jahr eine Riesenbatterie ans Netz gehen, die vier Stunden so viel Strom liefern kann wie ein kleiner herkömmlicher Kohlekraftwerksblock mit einer Leistung von 200 Megawatt, insgesamt 800 Megawattstunden – der bis größte Stromspeicher der Welt.

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Ohne Lithium

Das Kraftpaket, an dessen Bau der Nürnberger Batteriespezialist Vanadis Power beteiligt ist, setzt nicht auf die Lithium-Technologie, sondern auf sogenannte Redox-Flow-Batterien, die mit einem Vanadium-Elektrolyt arbeiten und auch organische Fluss- oder Redox-Flow-Batterien genannt werden. “Diese Art Batterie hat zwei entscheidende Vorteile gegenüber Lithium-Ionen-Akkus“, so Roelof Platenkamp, Mitgründer von Vanadis Power. „Erstens weisen sie auch nach Tausenden von Lade- und Entladezyklen keinen Kapazitätsverlust auf. Und zweitens sind sie nicht entflammbar.“ Der Megaspeicher in China sei so sicher, dass um ihn herum sogar Büroräume gebaut werden könnten.

RWE forscht an der gleiche Technologie

Die Erfahrungen, die die Chinesen mit ihrem Megastromspeicher machen werden, sind von großem Interesse für die Deutschland, wo die erneuerbaren Energien zeitweise sogar schon den gesamten Stromverbrauch sicher stellen und die Vorsorge für Dunkelflauten immer wichtiger wird. Aus diesem Grund forscht der Essener Energieriese intensiv an Flussbatterien, darunter an der Möglichkeit, die dafür erforderlichen Chemikalien in verlassene Salzstöcke zu füllen, in denen zur Zeit Erdgas gespeichert wird. Von dort würden die sogenannten Elektrolyte in Riesenbatterien über Tage gepumpt (siehe Infografik).

„Das Konzept ist wirklich interessant“, sagt Lukas Ibing von der strategischen Entwicklung bei RWE über die Anlage in China. „Ob das Ganze aber tatsächlich wirtschaftlich ist, kann sich erst bei genauer Betrachtung herausstellen.“

Deutschland im Hintertreffen

Wie weit die Chinesen mit ihrem Megastromspeicher sind, zeigt der Vergleich mit anderen Ländern. Den bisher größten Batteriespeicher betreibt der US-amerikanische Elektroauto-Pionier in Australien mit einer Leistung 150 Megawatt. Allerdings ist die Anlage nur in der Lage, etwa ein Viertel der 800 Megawattstunden Strom zu liefern, auf dies es der Megaspeicher in China bringt. In New York ist ein größerer Speicher geplant, der über eine Leistung von 316 Megawatt verfügen und mehr als 2500 Megawattstunden Strom liefern soll, dreimal so viel wie das Monstrum in China. Geradezu lächerlich wirkt dagegen Deutschlands und zugleich Europas größte Batterie in Schleswig-Holstein. Mit ihrer Leistung von 48 Megawatt kann die Anlage gerade mal 50 Megawattstunden Strom liefern, bevor die gespeicherte Energie verbraucht ist – ein Sechzehntel der neuen chinesischen Großbatterie.

Allerdings hat der westdeutsche Energiekonzern Steag vor, auf einem ehemaligen Zechengelände einen Großspeicher zu bauen, der mit der chinesischen Anlage mithalten kann, jedoch auf Basis der Lithium-Technologie.

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