Doppelt so viel Geld für die Straße wie für die Schiene

Die Sorge der Politiker um den Schienenverkehr ist nur zu oft Heuchelei. In den vergangenen Jahren gab Deutschland viel mehr Geld für Autobahnen oder Landstraßen als für die Schiene aus.

Autobahn in Deutschland Doppelt so viel Geld für die Straße wie für die Schiene (berggeist007/Pixelio.de)
Autobahn in Deutschland Viel mehr Geld für die Straße als für die Schiene (berggeist007/Pixelio.de)

Deutschland hat in den vergangenen rund 25 Jahren doppelt so viel Geld in den Erhalt und Ausbau des Straßennetzes gesteckt wie in die Infrastruktur der Bahn. Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Studie des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie und des T3 Transportation Thinktank im Auftrage von Greenpeace. Schlimmer noch: Die deutsche Politik sei “nach wir vor voll auf das Auto ausgerichtet”, heißt es in dem Bericht.

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Die beiden Institute haben die Ausgaben für Straße und Schiene in den EU-Staaten sowie Norwegen, Großbritannien und der Schweiz in den Jahren zwischen 1995 und 2018 analysiert. Während dieser Jahre wurde in diesen Ländern durchschnittlich 66 Prozent mehr in das Straßennetz als in die Bahninfrastruktur investiert. In Deutschland floß hingegen mehr als das Doppelte in die Straße als in das Schnienennetz. 278,4 Milliarden Euro betrugen die Investitionen in Straßen, nur 132 Milliarden Euro gingen ins deutsche Schienennetz. Ein Ergebnis dieser Ausgabenpolitik: Das Autobahnnetz wuchs bis zum Jahr 2020 rund 18 Prozent um 2 000 Kilometer. Das Schiennetz schrumpfte dagegen um 15 Prozent auf etwa 38 400 Kilometer.

Autoland Deutschland

Nur in Litauen, Polen und Portugal schrumpfte das Schienennetz relativ gesehen stärker als in Deutschland. Und nur in Spanien, Frankreich und Portugal wurden prozentual mehr Autobahnstrecken gebaut als in Deutschland. Bezogen auf die Mehrinvestitionen für das gesamte Straßennetz im Vergleich zu den Ausgaben für die Schiene schaffte es Deutschland jedoch nicht in die Gruppe der zehn Spitzenländer. Rumänien, Kroatien, Polen und Irland gaben ein Vielfaches mehr für den Ausbau ihres Straßennetzes als für die Investitionen in die Bahninfrastruktur.

Tröstlich: In den vergangenen Jahren scheint sich der Abstand zugunsten der Bahn verkleinert zu haben. In den Ländern, die bereits über Zahlen verfügen, sind die Mehrinvestitionen für die Strße auf 34 Prozent zurück gegangen. Selbst in Deutschland verringerte sich der Abstand – allerdings nur auf 84 Prozent. Greenpeace geht deshalb davon aus, dass Deutschland Autoland bleibt. Die Annäherung sei letztlich deutlich geringer als in anderen Ländern.

Mehr: TAZ

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