Die Ampelparteien wollen die Kapazität von Wind- und Sonnenkraft massiv ausbauen. Klimaneutralität ist das Ziel. Doch wieviel Strom wird künftig gebraucht? Eine aktualisierte Studie zeigt: Die Elektrifizierung feuert die Nachfrage stark an.
Die Energieexperten des Beratungsunternehmens Prognos legten dazu jetzt im Auftrag des Bundeswirtschaftsministers eine neue Abschätzung vor. Demnach steigt der deutsche Bruttostromverbrauch bis zum Jahr 2030 auf 658 Terawattstunden (TWh) gegenüber 595 TWh 2018 – ein Plus von elf Prozent.
Wärmepumpen, Wasserstoff-Produktion – alles braucht Strom
Vor allem drei Sektoren treiben den Bedarf in die Höhe. Für die Elektrifizierung des Verkehrs werden 68 TWh mehr benötigt; der verstärkte Einbau von Wärmepumpen fürs Heizen verschlingt 35 TWh zusätzlich. Die Produktion von Wasserstoff erhöht die Nachfrage um weitere 20 TWh.
Dagegen bremsen eine höhere Energieeffizienz und das Abschalten fossiler Kraftwerke, die für ihren Betrieb viele Kilowattstunden brauchen, den Verbrauch um zusammen 73 TWh (siehe Grafik unten).
Kerstin Andreae, Geschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), ist indes überzeugt, dass die Prognos-Analyse das wahre Wachstum immer noch deutlich unterschätzt. Sie ließe, so ihr Hauptkritikpunkt, vor allem die energieintensive Digitalisierung aller Lebensbereiche außer acht: Vidoekonferenzen, Homeoffice, immer online.
Anteil der Erneuerbaren am Strommix muss 70 Prozent erreichen
Andreae hält einen Bedarf von 700 TWh zum Ende des Jahrzehnts für realistisch – also 42 TWh mehr als Prognos. Und fordert dafür einen noch stärkeren Ausbau von Windrädern, Solarkraftwerken und Biogasanlagen. “Aus unserer Sicht muss der Anteil der Erneuerbaren am Strommix bis 2030 auf 70 Prozent klettern, sollen die Klimaziele erreicht werden.” Aktuell liegt er bei rund 50 Prozent.
Die Investitionen in den Klimaschutz würden sich auch ökonomisch auszahlen. Zu dem Schluss kommt eine jüngste Studie der Gesellschaft für wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) in Osnabrück. Sie kurbelten nicht nur die Konjunktur an, prophezeien die Experten, sondern brächten auch 275 000 neue Jobs.
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