Europa importiert bald mehr Elektroautos als es herstellt

Die Verlagerung von Produktion nach China führt dazu, dass Europa bald mehr Elektroautos importiert, als es herstellt. Das entlarvt endgültig auch den Versuch der schwarz-gelben Bundesregierung 2010, Deutschland zum “Leitmarkt” für Elektromobilität machen – als Popanz zum Erhalt des Verbrennungsmotors.

Stromer von Citroen: Elektroautos aus Europa bald im Hintertreffen gegenüber Fahzeugen aus China (Foto: Stefan Schweihofer / pixabay)

Die Nachricht Mitte Oktober ließ aufhorchen: Deutschlands größter Autovermieter Sixt kauft vom chinesischen Autohersteller BYD insgesamt 100 000 Elektroautos. Deutschlands PS-Konzerne BMW, Mercedes und Volkswagen gehen leer aus. Der Coup des frechen Münchner Autovermieters gibt einen Vorgeschmack auf eine traurige Entwicklung, die sich für Europa anbahnt. Nach einer Prognose der Wirtschaftsprüfungs- und Unternehmensberatungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) werden zwischen Polen und Portugal 2025 knapp 800 000 Elektroautos aus chinesischer Produktion verkauft werden, davon mehr als 330 000 von Marken, die europäischer Autobauer in China herstellen. Dadurch werden in Europa mehr E-Autos aus China verkauft, als hier gebaut werden. Noch im vergangenen Jahr hatten europäische Hersteller lediglich 35 000 Elektroautos, also nur rund ein Zehntel des künftigen Volumens, aus dem Reich der Mitte nach Europa importiert, im laufenden Jahr wird es laut PwC schon ein Fünftel ein.

BYD, Ora, Nio, bald auch Zeekr und Xpeng

Damit dürfte sich das Bild auf den europäischen Straßen und an den Ladesäulen spürbar verändern. Statt elektrische Karossen der Marken Audi, Mercedes, BMW, Renault oder Nissan werden bisher kaum bekannte Fahrzeuge vom Typ Aiways, MG, BYD, Ora, Nio und bald auch Zeekr oder Xpeng ins Auge stechen. Grund ist der massive Aufbau von Fertigungskapazitäten sowohl chinesischer als auch westlicher Autohersteller im Reich der Mitte. So wird die kommende Generation des Elektro-Mini von BMW nicht mehr in England, sondern in China gebaut. Gleiches passiert mit der Elektro-Version des einstigen Mercedes-Winzlings Smart und dem Spring Electric des Renault-Ablegers Dacia. Selbst das größte Werk des US-Elektroautopioniers Tesla domiziliert in China, in der Metropole Shanghai.

Schwarz-gelber Popanz für den Verbrennungsmotor

Schuld an dieser Entwicklung haben sowohl die hiesigen Hersteller als auch die Regierungen. Die europäischen Hersteller würden mit Lieferschwierigkeiten kämpfen und vor allem auf teure Modelle setzen, während die chinesischen Wettbewerber günstige Fahrzeuge, innovative Technologie und neuartige Konzepte nach Europa brächten, so PwC-Berater Felix Kuhnert.

In Deutschlands verhinderte die schwarz-gelbe Bundesregierung unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU), klare langfristige Vorgaben in Richtung Elektroauto zu machen. Stattdessen schuf sie 2010 ein gigantisches Gremien-Sammelsurium namens “Nationale Plattform Elektromobilität”, mit dessen Hilfe Deutschland zum “Leitmarkt” für Elektromobilität werden sollte. Der Coup von Sixt und die Prognose von PwC geben den Kritikern des Gebildes Recht, das seit 2018 unter “Nationale Plattform Zukunft der Elektromobilität” firmiert. Skeptiker hatten darin von Anfang an einen Popanz der Regierung gesehen, um in Zusammenarbeit mit den Konzernschefs die Einführung der Elektroautos zu verzögern und das Geschäft mit dem Verbrennungsmotor möglichst lange zu erhalten.

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