Klimaktivisten lassen Luft aus Reifen von SUVs

Die Aktionen von Klimaktivisten werden nicht nur radikaler, sondern auch breiter. In Essen hat eine Gruppe namens Tyre Extinguishers nun zum zweiten Mal die Luft aus Reifen von SUVs gelassen. Die Aktion ist Teil einer größeren internationalen Kampagne.

Logo von Tyre Extinguishers: Klimaktisten lassen Luft aus Reifen von SUVs (Logo: Tyre Extinguishers)

Kartoffelpürree und Suppe auf weltberühmte Gemälde, mindestens 15 an der Zahl, von Raffael über Vincent van Gogh bis Sandro Botticelli; sich festkleben auf viel befahrenen Straßen, bis die Polizei kommt; Farbanschläge auf die Parteizentralen von SPD, Grünen und FDP. Klimaktivisten sind offenbar noch längst nicht am Ende mit ihren immer radikaleren Aktionen, um Politiker und Bevölkerung zu schärferen Maßnahmen gegen die galoppierende Erderwärmung durch fossile Brennstoffe zu bewegen. In Essen haben nun Unbekannte zum zweiten Mal Luft aus Reifen von SUV gelassen. Nach dem Stadtteil Heidhausen im September war diesmal mit rund 20 Fahrzeugen Bredeney betroffen. Die Täter hinterließen ein Bekennerschreiben, in dem sie ihre Aktion mit der Umweltschädlichkeit der Sprit fressenden Fahrzeuge begründeten und sich als Mitglieder der Klimagruppe Tyre Extinguisher (zu Deutsch: Reifenauslöscher) zu erkennen gaben. Der Staatsschutz nahm Ermittlungen auf.

Unannehmlichkeiten und Kosten

Tyre Extinguisher ist eine weltweit aktive Bewegung, die sich vorgenommen hat, gezielt gegen SUV vorzugehen und diesen wo immer möglich die Luft aus den Reifen zu lassen. SUVs und Pkw mit Vierradantrieb seien “ein Desaster für unsere Gesundheit, unsere öffentliche Sicherheit und unser Klima”, schreiben die Aktivisten auf ihre Website in englischer Sprache. “Immer größere Autos dominieren unsere Kommunen und Städte, indem wenig Privilegierte ihren Reichtum zur Schau stellen können. Weil Regierungen und Politiker versagt haben, uns vor dieser Gefahr zu schützen, müssen wir uns selbst schützen. Wir wollen es unmöglich machen, in städtischen Regionen ein Auto mit Vierradantrieb zu besitzen. Das machen wir, indem wir die Luft aus den Reifen dieser riesigen unnötigen Fahrzeuge lassen, um ihren Besitzern Unannehmlichkeiten und Kosten zu bereiten.”

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SUVs sechstgrößter CO2-Emittent

Weshalb sich ihre Aktionen gegen SUV richten, begründen die Luftikusse mit einer Untersuchung der Internationalen Klimaagentur (IEA) aus dem Jahr 2019. Die habe herausgefunden, dass SUVs der zweitwichtigste Grund für den Anstieg des weltweiten CO2-Ausstoßes in den vergangenen Jahrzehnten gewesen seien, mehr als die Schiffahrt, der Luftverkehr, die Schwerindustrie und Lkw. Wären die SUV ein Land, wären sie der sechstgrößte CO2-Emittent der Welt.

SUV weltweit: 2021 stieg die Zahl der verkauften SUV auf über 35 Millionen Fahrzeuge und ihr Anteil an den Neufahrzeugen auf 45,9 Prozent (Grafik: IEA; hellblauer Balken = USA, dunkelblau = Europa, hellgrün = China, dunkelgrün = Indien, gelb = andere Regionen)

Entsprechend generalstabsmäßig gehen die Tyre Extinguisher bei ihren Nacht- und Nebelaktionen zu Werke. Dazu geben sie auf ihrer Website genaue Anleitungen, wie Unterstützer SUV identifizieren können, dass sie dazu in bessere Viertel gehen sollten und auf welche Weise sie die Luft aus den Reifen lassen: “Schraube die Kappe vom Reifenventil. Das ist normalerweise leicht am Rad zu finden. Gewöhnlich drehst du die Kappe nach links auf und nach rechts zu. Merke: rechts zu, links auf. Um die Luft aus dem Reifen zu lassen, musst du etwas auf den Stift in der Mitte des Ventils drücken. Nimm eine kleine Bohne (wir nehmen gern grüne Linsen, aber du kannst es auch mit Couscous, kleinen Schottersteinen etc. versuchen).”

Dass sie sich mit ihren Aktionen den Hass der SUV-Fahrer zuziehen, ist den Luftrauslassern durchaus bewusst. Personen, die sich an sie wenden wollen, empfehlen die Aktivisten: “Senden Sie Kommentare, Medienanfragen und Mordrohungen an tyreextinguisher@riseup.net.”

Mehr: wdr

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