Europäische Politiker tadeln Länder wie Brasilien gerne lautstark, sie würden die Regenwälder zu wenig schützen und dadurch massiv zur Klimaerwärmung beitragen. Dabei ist die EU selbst der zweitgrößte Waldzerstörer – Deutschland vorweg.

Foto: Bento Viana/WWF Brazil
Soja, Rindfleisch, Tropenholz – damit Europas Landwirte und Konsumenten solche Produkte billig einkaufen können, importieren die EU-Länder diese Produkte im großen Stil. Und für ihren Anbau fallen in Brasilien, Indonesien, dem Kongo, auf Papua-Neuguinea und in vielen anderen Ländern rund um die Welt tropische Wälder der Säge zum Opfer (siehe Grafik). Das hat die internationale Umweltorganisation WWF aufgedeckt. 16 Prozent der Fällarbeiten gehen dem Bericht zufolge auf das Konto Europas. Nur China wütet mit einem Anteil von 24 Prozent noch schlimmer.

Quelle: WWF
Innerhalb Europas ist Deutschland mit 43 700 Hektar gerodetem Wald pro Jahr mit Abstand der schlimmste Sünder. Die Fläche entspricht in etwa der halben Größe Berlins. Gemessen am Pro-Kopf-Verbrauch führen allerdings die Niederländer, Belgier und Dänen die Liste der Waldzerstörer an (siehe Grafik)

Quelle: WWF
Die Rodungen zerstörten nicht nur unersetzliche Ökosysteme in den Lieferländern und beschleunigten das Artensterben, warnt der WWF. Sie beschleunigten zudem massiv die globale Klimaerwärmung. Allein im Jahr 2017 habe die EU durch die importierte Entwaldung indirekt 116 Millionen Tonnen CO2 frei gesetzt. Diese verschärft zudem die Gefahr neuer Pandemien, konnten Wissenschaftler kürzlich belegen. Entlang der gerodeten Flächen entstehen neue Brutstätten für bedrohliche Viren.
Ruf nach klaren gesetzlichen Regeln
Die Umweltorganisation erkennt zwar an, dass Selbstverpflichtungen von Regierungen und Unternehmen in Europa hier und da Fortschritte gebracht hätten. Doch das erklärte Ziel, die Entwaldung bis 2020 zu beenden, sei klar verfehlt worden. Daher müssten jetzt gesetzliche Regeln her.
“Die Ära der Naturzerstörung muss enden, denn natürliche Ökosysteme wie Wälder sind unsere Lebensversicherung”, fordert Christine Scholl, beim WWF zuständig für nachhaltige Lieferketten. “Produkte, die auf dem europäischen Markt landen, dürfen nicht auf Kosten von Natur und Menschenrechten produziert werden”, fügt sie hinzu.
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