Hitzewellen zehnmal häufiger im Vereinigten Königreich

Die Briten werden sich an Gluthitzen wie in der vergangenen Woche gewöhnen müssen. Die Häufigkeit solcher Hitzewellen nimmt nach Ansicht von Meteorologen schneller zu als bislang erwartet.

London Hot town, summer in the city (Andrea Damm/Pixelio)

Forscher der World Weather Attribution Initiative machen den Klimawandel für die zunehmende Häufigkeit von Hitzewellen in Westeuropa verantwortlich. Zwar gingen die bisherigen Klimamodelle von einen allgemeinen Temperatur-Anstieg von 2 Grad aus. Bei Extremwetterlagen seien die Ausschläge deutlich höher. Ohne Klimawandel, also unter den Klimabedingungen der vorindustriellen Zeit, wäre die Hitzewelle um vier Grad kühler ausgefallen.

Anfang vergangener Woche waren die Temperaturen im mittelenglichen Coningsby/Licolnshire auf 40,3 Grad gestiegen. Die Tiefsttemperaturen hatten in Kenley in der südenglischen Grafschaft Surrey 25,8 Grad betragen. Um herauszufinden, ob die vergangene Hitzewelle Folge des Klimawandels ist, analysierten die Forscher historische Wetterdaten und setzten diese in Computersimulationen ein.

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“Cool” Britannia Höchst- und Durchschnittwerte in Grad Celsius während der Hitzewelle in Westeuropa (Quelle: World Weather Attribution)

Die Wissenschaftler gingen bislang unter Einbeziehung der historischen Wetterwerte davon aus, dass eine vergleichbare Hitzewelle nur alle tausend Jahre auftritt. Doch unter gegebenen Bedingungen wird sich die Wahrscheinlichkeit verzehnfachen. Vor zwei Jahren habe eine Studie des britischen Wetterdienstes die neue Hundert-Jahres-Annahme formuliert, berichtete Met-Office-Experte Fraser Lott der Tageszeitung The Guardian. Dass schon kurz nach der Veröffentlichung die Ergebnisse der Studie bestätigt würden, habe überrascht. “Es war ernüchternd zu sehen, dass schon so früh nach Erscheinen der Studie ein solches Ereignis eintritt.”

Trend kaum umkehrbar

Kann die Menschheit durch Erreichen der CO2-Neutralität oder gar Verminderung der Klimagifte den Trend drehen? Die Forscher sind skeptisch. Selbst wenn die Durchschnittstemperatur um 1,2 Grad kühler würde, also auf das Level des Jahres 1880 fallen würde, wären, so die World-Weather-Attribution-Forscher, die vergangenen Extremtemperaturen nur zwei Grad weniger hoch gewesen. Die 38-Grad-Marke hätten sie dennoch geknackt. Die Katastrophe wäre nur weniger stark ausgefallen.

Wie viele Menschen Opfer der schlimmsten Hitzewelle in der englischen Geschichte wurden, werden wir erst in einigen Wochen wissen. Erst dann können die Statistiker die Übersterblichkeit durch Abgleich der Sterbezahlen bestimmen.

Mehr: World Weather Attibution

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